Europe - 99euro-films 2

BRD/Österreich 2003 (Europe - 99euro-films 2) Regie: Tony Baillargeat, Xawery Zulawski, Benjamin Quabeck, Stefan Wagner, Harry Kümel, Ellen ten Damme, Richard Stanley, Nacho Cerda, RP Kahl 96 Min. FSK ab 12

Direkt von der Idee zum Film, ohne die Last des Apparats, diese Idee hatten (nicht als erste) im Jahr 2000 junge Filmemacher in Oldenburg und drehten mit Digitalkameras vom Elektromarkt eine Serie von "99euro-films". Die filmische Frische kam gut an und so gibt es nun die europäische Version mit neun Filmemachern in acht europäischen Städten.

Junge Talente (Benjamin Quabeck, "Verschwende deine Jugend"), alte Meister (Harry Kümel), vielseitige Schauspielerinnen (Ellen ten Damme) und Namen, die man sich merken muss (Nacho Cerda) in jeweils circa zehn Minuten. Die abwechslungsreiche Europa-Reise bietet reichlich für nur ein Kinoticket. Da hat Heike Makatsch in Berlin eine unheimliche Begegnung mit einem Tramper und spielt schnörkellos wie lange nicht mehr. In Warschau kürt man einen Parkwächter zum König der Elfen, ein werdender Vater geht auf Arbeitssuche und drei üble Typen rauben eine Kasse aus. Wie diese drei Stories zwangsläufig auf einen Kulminationspunkt zulaufen ist vom Feinsten und gründet auf einer Idee Philip K. Dicks ("Bladerunner"). Der Pole Xawery Zulawski zeigt mit "King of the Dwarfs" eine Menge Können, das er wohl von seinem Vater Andrzej geerbt hat. Harry Kümel, der belgische Ästhet und Poet konzentriert sich ganz auf das Zurechtmachen von einem Paar Lippen für eine wilde Nacht in Antwerpen. Die Episode Wien zeigt komprimiert, wie ein "Piefke" aus Berlin dort trotz Liebe seines Lebens nicht zurecht kommt.

Wenn man sich generell bei vielen digitalen Schnellschüssen wünscht, dass Filmen nicht so einfach schiene, hat die Billig-Filmerei auf jeden Fall einen Vorteil: Man kommt direkt zur Sache! (Fast) alle Geschichten verlaufen konzentriert und zügig. Die niederländische Schauspielerin Ellen ten Damme lässt in der witzig verspielten Episode "Alleen" einen dicken nackten Mann einen Vergnügungspark "allein" erleben. Edle Bilder vom Masken auflegen und einem verfließenden Leben, formvollendet in Schwarzweiß, zeigt der spanische Newcomer Nacho Cerda im atemberaubenden Kleinkunstwerk "Las Olas".

Die ursprüngliche Idee, tatsächlich Filme für 99 Euro zu drehen, ist wohl um einige Tausender erweitert worden. Doch wieder gibt es frischen Film unabhängig von den üblichen Produktions- und Distributionswegen.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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