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300 Meilen bis zum Himmel

Der Himmel liegt für drei polnische Kinder im Jahr 1985 hinter der 300 Meilen entfernten Grenze. Der fünfzehnjährige Grzes und sein kleiner Bruder Jedrek sehen im westlichen Ausland den einzigen Ausweg aus dem wirtschaftlichen und politischen Schlamm. Im Matsch seines Hofes brennt ihr Vater schwarz Ziegel, als Lehrer erhielt er Berufsverbot. Bei allem Elend wird die Familie auch noch von Beamten erpresst und erniedrigt. Da bleibt nur der Traum von der Freiheit in der Fremde. Jedrek tüftelt einen Plan aus und in abenteuerlicher und spannender Flucht gelangen sie nach Dänemark. Zur Ankunft leuchtet der Westen im Weihnachtsglanz. Doch das Licht ist kalt für zwei polnische Kinder, die durch ideologische Grenzen von ihren Eltern getrennt sind.

"300 Meilen bis zum Himmel" ist der erste Spielfilm des polnischen Regisseurs Maciej Dejczer, doch in vielen Szenen erinnert die Atmosphäre an große alte Kollegen. Jedreks sehnendes Beobachten eines symbolträchtigen Vogels in einer freien Natur könnte von Tarkowskij inszeniert sein und irgendwo in einer "Landschaft im Nebel" erwartet man eine Begegnung der beiden polnischen Jungen mit dem griechischen Geschwisterpaar Voula und Alexandra aus dieser poetischen Kinderreise von Theo Angelopoulos. Dabei bewegen sich Jedrek und Grzes mit der liebenswerten Menschlichkeit von Astrid Lindgren-Figuren in einer harten Realität. Es ist nicht zu sagen, welche Wunden schwerer wiegen, die äußeren der Flucht durch Dreck, Schnee und Eis, tagelang unter einen LKW gebunden, oder die innere Kälte der Einsamkeit im Wohlstand. Ohne eine Spur von Melodramatik ist das Telefongespräch mit den Eltern wohl die bewegenste Szene. Was macht den Leidensdruck der ehemaligen polnischen Verhältnisse besser deutlich, als eine Mutter, die ihren Kindern sagt, sie sollen nie wieder zurückkommen?


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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