25 Grad im Winter

Belgien, Frankreich 2004 (25 Degres En Hiver) Regie: Stéphane Vuiillet mit Carmen Maura, Jacques Gamblin, Ingeborga Dapkunaite, Raphaëlle Molinier 90 Min.

Frauen-Chauffeur am Rande des Nervenzusammenbruchs

Carmen Maura (Abuelita), Jacques Gamblin (Miguel), Ingeborga Dapkunaite (Sonia), Raphaëlle Molinier (Laura), Pedro Romero (Juan), Lubna Azabal (Loubna), Laurence Vielle (Madame Violaine)

Abschiebung verhindert
ZaventeM
Gamdin
Sonja
Sol Travel
überforderte Alleinerzieher, Charlie Brown ungeschickt wettet
Spanier Miguel
Ukraine / Musik
Muriel hat ihn verlassen
schwierige Situation sehr spaßig erzählt
kluge Tochter Laura hat mehr Überblick
Brüssel
Kleine läuft wes
durchgeknallte Mutter war auch illegale
alle sehr eigensinnig
suchen ihren Mann
Matador-Bruder
Blankenberge
wieder verheiratet
Ukrainerinnen
Frauen-Chauffeur am Rande des Nervenzusammenbruchs
beide verstehen im diesem ProzeßJ ihre eigene Situation
ihre eigene Lebenslüce
Sonja mit dem Kleid der Mutter
alle Frauen in rot schön
verrückt
Bruder mit Kühen

Eigentlich will der Spanier Miguel, der schon lange in Brüssel lebt und im Reisebüro seines Bruders arbeitet, seine Tochter Laura zur Schule fahren. Er ist allerdings zu spät dran, wie immer. Natürlich muss er ausgerechnet jetzt in einen Stau geraten, einen Umweg nehmen und hat plötzlich eine illegal eingereiste junge Ukrainerin in seinem Auto sitzen, die ihren verschwundenen Ehemann sucht. Weil er nicht Nein sagen kann und die Frau ihn lieb anlächelt, verspricht er ihr zu helfen. Wenig später kommt Miguels hyperaktive Mutter dazu, die ebenfalls voller Mitgefühl für die junge Ukrainerin ist. Allerdings findet sie ihren Mann nicht bei der angegebenen Adresse, und Miguel schafft es auch nicht, die Reiseunterlagen zuzustellen, die er dringend ausliefern muss, damit ihn sein Bruder nicht feuert. Was auch kein Wunder ist, da Miguel dauernd an seine eigene Frau denken muss, die ihn früh am Morgen wohl für immer in Richtung New York ver- und mit dem Kind allein zurückgelassen hat; ständig telefoniert er hinter ihr her. Außerdem ist es an diesem 12. Januar überraschenderweise 25 Grad heiß, was neben dem Geschnatter der drei Frauen in seinem Auto ein Übriges tut, um Miguel aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Probleme potenzieren sich - bis zum unvermeidlichen Happy End.

Das Muster eines verrückten Tages voller Turbulenzen stammt aus der Boulevard-Komödie. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man ,,25 Grad im Winter" sieht, und nicht mehr als oberflächliche Unterhaltung erwarten. Zwar bemüht sich der 1969 geborene französische Regisseur Stéphane Vuillet in seinem in Belgien spielenden Spielfilmdebüt, die Grundidee solcher Komödien aufzupeppen, in denen permanent neue Hindernisse auftauchen; aber er agiert dabei ganz zeitgeistbetont und tut zu viel des Guten, sodass alle guten Ansätzen versanden. Wenn sich Vuillet mit dem Grundthema - ein Mann allein unter drei Frauen - begnügt hätte, wäre vielleicht eine sympathische Komödie herausgekommen, die auch Platz gelassen hätte, einzelne Charakter auszugestalten und die tragischen Elemente ansprechend humorvoll zu verpacken. Doch alle Probleme werden nur oberflächlich angerissen und sind so klischeehaft wie die zugehörigen Personen. Zu der neugierigen Laura, die besser Französisch als Spanisch spricht und mitunter erwachsener denkt als alle anderen, kommen ihre typisch spanische Großmutter, die am liebsten alles bestimmt, und die resolute, nicht minder exaltierte 30-Jährige aus der Ukraine, die eigentlich schon genug damit zu tun hat, vor der Polizei zu fliehen, weil sie keine Papiere hat. Die Hauptfigur markiert als ungeschickter, aber liebenswürdiger Loser den Kontrapunkt. Er lässt sich von allen ausnutzen, weil er so gutherzig ist, was ebenso wenig vertieft wird wie die Schwierigkeiten der Immigrantin oder jene einer multikulturellen Gesellschaft, die - auch das ein Klischee - in Belgien existiert, aber weder erklärt noch hinterfragt wird.

Immer wenn eine der Personen emotional am Boden ist, verpasst Vuillet die Chance, sich Themen wie der zerfallenden Familie zu widmen oder dem Gefühl einer bleibenden Fremdheit in einem Land, das nie die Heimat ersetzen kann. Nicht weiter verfolgt wird auch das Problem des Lohn-Dumpings, das durch Demonstranten mit ins Spiel gebracht wird. Stattdessen setzt Vuillet auf die Komik eines banalen Alltags, auf Gesten und leidlich witzige Aktionen, die wie am Fließband folgen. Voller Hektik wandert die Geschichte von Gag zu Gag, was meistens nur zum Schmunzeln reicht, da alles wie eine beliebige Slapstick-Folge wirkt. Nur in den wenigen Momenten, in denen eine gewisse Solidarität und Wärme unter den Frauen die tadellosen, aber unspektakulären Scope-Bilder beherrscht, ahnt man das Potenzial, das in der Geschichte der schwer handhabbaren Familienangehörigen steckt. Dagegen können auch die souveränen Darsteller wenig ausrichten, wobei das Bärtchen unter dem Kinn von Jacques Gamblin kaum ausreicht, um ihm den Spanier abzunehmen und Carmen Maura in ihrer angestammten Rolle als Nervensäge brilliert. Nur die kleine Raphaëlle Molinie agiert natürlich und nicht wie ein Abziehbild. Sie hat die schönste Szene, wenn sie Miguel am Ende mit einem Handgriff klarmacht, dass er nicht dauernd versuchen soll, ihre Mutter anzurufen, da sie ohnehin nicht zurückkommt.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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