2046

Hongkong, Fr, Italien, China, BRD 2004 Regie: Wong Kar-wai  Tony Leung Chiu-wai, Gong Li, Takuya Kimura 129 Min. FSK ab 12

Wong Kar-wais Meisterwerk "In the Mood for Love" kann man sich immer wieder ansehen und den ebenso schwebenden Soundtrack hören. Aber schön ist es doch, wenn er etwas Neues, ähnlich Gutes macht, auch wenn er viele Jahre braucht. Sehnsucht Teil 2 heißt bei ihm "2046" und verzaubert die Sinne in traumhaft inszenierten Handlungs-Häppchen.

Das Leben ist ein Traum. Oder ein Roman. Oder eine Rückblende? Auf jeden Fall macht die Liebe Autor und Hauptfigur Chow Mo-wan (Tony Leung Chiu-wai) wunderbar melancholisch. Wie schon in "In the Mood for Love" durchzieht eine verhinderte Liebe über zwei Stunden betörende Filmkunst, dekliniert an vier Frauen, fixiert in drei entfernten Zeiten.

Man sollte gar nicht versuchen, diesen Fluss der Bilder und Gefühle festlegen zu wollen. 2046 ist die Zukunft, eine Fiktion, aber auch eine Zimmernummer. Es gibt da diese Orte mit diesen Frauen: 1966 ist es in Singapur die Spielerin Su Li Zhen (Gong Li). Bei ihr verliert Chow und sehnt ihr immer nach. In der Gegenwart des Films tröstet der Casanova Chow die Tochter des Besitzers seines Hotels, die sich in einen Japaner verliebt hat. Und vergnügt sich mit einer Prostituierten, die im Nebenzimmer wohnt. Den Wert ihrer Liebe erkennt er zu spät. Und dann ist da noch eine mysteriöse Begegnung mit einer weiteren Frau (Maggie Cheung) - so traumhaft fotografiert, dass man Wong Kar-wai für die Zeitlupe und jede der vielen Wiederholungen aus tiefstem Herzen danken muss. Die schwer dramatische Musik (u.a. von Peer Raben) wühlt von Anfang an auf.

Doch der Schmerz bleibt. Geht die Geschichte deshalb weiter mit futuristischen Zügen ins Jahr 2046, mit langen Gängen a la "In the Mood", riesigen Muschel, leuchtende Farben. Dort sehen die Frauen zwar den anderen ähnlich, können aber alle Maschinen sein. Doch das Liebespaar will 2046 nicht mehr verlassen ...

Diese Zukunft könnte jetzt aus der Feder Chows stammen, könnte Ergebnis seine schreibenden Liebesarbeit mit einer Frau sein, aber mehr und mehr fließen die Ebenen zusammen. Nicht Logik oder Kontinuität sind wichtig, das in Wiederholungen von Liedern und Bildern wachsende Gefühl, der Strudel von Attraktion und Verletzung bleiben als einziges. Wenn man Wong Kar-wai nicht mag, könnte man sagen, er betreibt seinen eigenen Manierismus bis man jeden Widerstand aufgibt und in das nicht endende Liebenleid mitfühlend einstimmt. Aber man wird einstimmen.

Das Meisterwerk an dem der Regisseur aus Hongkong fünf Jahre lang arbeitete, ist in der Welle der Emotionen auch reich an Anspielungen und Verweisen. Selbstreflexiv referiert es auf andere Filme von ihm und seinen Darstellern, die auch schon bei "In the Mood for Love" mitschwelgten. Nun ist die Struktur allerdings wieder komplexer, wieder rätselhaft, wie bei "Chungking Express" und "Fallen Angels" den Filmen, mit denen er bekannt wurde.

http://www.2046-der-film.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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