12 Monkeys

USA 1995 Regie Terry Gilliam, 131 Min.

Sein Meisterwerk "Brazil" gehört zu den besten und beliebtesten Filmen der Achtziger. Umso mehr ist zu würdigen, daß Terry Gilliam jetzt mit "12 Monkeys" die hohen Erwartungen erfüllt und auch noch die Bruce Willis-Fans begeistert.

Wie es sich für einen guten Film gehört, gibt es mehrere Einstiege in diese Geschichte zwischen den Zeiten: 2035 schicken die herrschenden Wissenschaftler eine Ein-Mann-Expedition in die Vergangenheit. Der verurteilte Kriminelle James Cole (Bruce Willis) soll herausfinden, woher der tödliche Virus stammt, der 1997 einen Großteil der Menschheit ausrottete und den Rest unter die Erde trieb. Daß sich an der Geschichte auch durch Zeitreisen nicht drehen läßt, weiß jeder gute Science-Fiction-Fan. Doch vielleicht hilft die Entdeckung des ursprünglichen und mittlerweile vielfach mutierten Virus, bei der Rückeroberung der Oberfläche.

1990 taucht in einer psychiatrischen Klinik ein bärenstarker, verwirrter Mann auf, der James Cole heißt und behauptet, bald werde die Menschheit vernichtet. Nur die Ärztin Dr. Kathryn Railly (Madeleine Stowe - stark und ausgezeichnet) und Jeffrey Goines, ein weiterer Patient, hören ihm zu. Jeffreys Vater ist übrigens Virenforscher.

1996 ist Cole einer Gruppe von Naturrechts-Aktivisten auf der Spur, deren Signet unter dem Schriftzug "12 Monkeys" zwölf Affen zeigt. Kathryn begleitet ihn und wundert sich, daß eine Kugel aus dem 1.Weltkrieg in Coles frischer Beinwunde steckt. Spinnt jetzt die Irrenärztin, wenn sie auf dem Anrufbeantworter einer Reinigung Nachrichten an die Zukunft hinterläßt? Und wieso tauchte die Psychiatrieärztin, die den verstörten Helden im Jahre 1990 aufliest, schon immer in Coles Träumen auf?

Wie schon im letzten Drittel von "Brazil" nagt ein arger Zweifel am Helden der Geschichte: Was ist Realität, was Traum? Stamme ich aus der Zukunft, oder bin ich tatsächlich wahnsinnig? Das fantastische Design des Films, für das der Regisseur Gilliam gerne verantwortlich zeichnete, unterstützt die Verwirrung. Ein menschenleeres New York, eine futuristische Unterwelt mit einigen Erinnerungen an "Brazil", machen den optischen Reiz der 12 Monkeys" aus.

Ein unglaublich ausgefeilter Plot, die tolle Kulissen - das Design beruht auf eigenen Entwürfen Gilliams - und ein furioses Zitieren der Filmgeschichte machen "12 Monkeys" zum Genuß erster Kategorie. Solche Filme werden heute kaum noch gemacht. Gilliam war in heiterer Vorvergangenheit Monty Python-Mitglied, danach Regisseur von "Time Bandits", "Brazil", "Die Abenteuer des Baron Münchhausen" und zuletzt "Der König der Fischer".

Mein Schlüssel für die ganze Geschichte ist nur ein Blick - ein wunderbarer Moment (der hier nicht verraten wird) bildet Herz und Höhepunkt von "12 Monkeys", einem Liebesfilm, einem Science-Fiction, einer düstere Zukunftsvision und einem packenden Thriller auf mehreren Zeitebenen. Auch beim zweiten Sehen lösen sich einige Rätsel nicht auf: Den Rationalisten wird ein Zeit-Paradoxon auffallen. Wer sich fragt, bei wem eigentlich die Schuld an der Katastrophe liegt, wer die Idee des tödlichen Virus in die Welt brachte, der bringt seine Gehirnwindungen auch ganz schön ins Schwitzen. Und dann ist da noch diese seltsame Stimme, die aus dem Nichts kommt und James Bob nennt. Für sie findet die Geschichte gar keine Lösung.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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