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Fighting with my Family

Großbritannien, USA 2019 Regie: Stephen Merchant, Florence Pugh, Jack Lowden, Nick Frost, Vince Vaughn 108 Min.

Wie wunderbar diese Familie, die sich gerne prügelt. Aber richtig! Die „wahre“ Karriere der Wrestlerin Saraya Knight lässt ihren deftigen britischen Humor leider zu schnell zurück. Übrig bleiben einige gute Figuren zwischen austauschbaren Stars und Sportfilm-Routinen.

Die Familie Knight ist ein munterer Haufen von tätowierten, großmäulig fluchenden Randerscheinungen in einem Ort irgendwo am vergessenen Rande Englands. Papa Patrick Knight (Nick Frost) betreibt ein kleines Wrestling-Unternehmen, dass eigentlich nur aus der Familie besteht. Im Nebenberuf war er früher Verbrecher, gewalttätig und im Knast. Mama Julia (Lena Headey) hat ihn selbstverständlich beim Wrestling kennengelernt. Ihre Kinder sind die neuen Stars im Ring und Familien-Kreis, nur der Älteste sitzt im Knast.

Paige (Florence Pugh) und ihr Bruder Zak (Jack Lowden) träumen von der amerikanischen Profi-Veranstaltung WWE (World Wrestling Entertainment). Doch nur die ebenso ruppige wirkende wie schüchtern seiende Paige wird beim Casting ausgewählt und muss sich in Florida alleine beim militärischen Trainer (Vince Vaughn) unter Ex-Models und blonden Cheerleadern bewähren. Ab dem Start der Ausbildungsroutine kämpft „Fighting with my family” mit der Langeweile. Die Routine aus Drill zwischen Verzweiflung und Durchbeißen erweist sich nicht nur für Paige als harte Probe. Auch die Zuschauer sehnen sich nach der herrlich unkonventionell komischen Familie in Good ol’ England zurück. Dass Paige sich durchsetzt und irgendwann am Ende ein Finalkampf passiert, läuft dann leider wie bei jedem anderen Sportfilm ab.

Wenn man von allem absieht, wo Ex-Wrestler und Ko-Produzent Dwayne Johnson kurz auftritt, ist „Fighting with my family” mit vielen blöden und auch herzerweichenden Scherzen umwerfend komisch. Laut, leidenschaftlich und liebenswert begeistert diese herrlich unangepasste Familie im Stile guter alter Britischer Komödien. Dabei gibt es wunderschöne Momente, wie die tolle Wrestling-Schule für Jugendliche, die sogar einen Blinden aufnimmt und in Form bringt. Nick Frost und seine Gang sorgen immer wieder für Knaller, wenn etwa ein kinderausbeutender „Sweatshop“ Barbies mit der Frisur von Paige als Merchandise fabriziert. Zwei, drei mal gelingen Schauspieler, Serien-Autor („The Office“) und jetzt auch Regisseur Stephen Merchant richtig kunstvolle Bilder, auch wenn man diskutieren kann, ob das zu dieser Familie passt.

Die unverfälschte Einzigartigkeit der Knights funktioniert dann gar nicht mehr, wenn „Fighting with my family” so tut, als wenn das abgekartete Wrestling-Spiel ein Kampf um eine „Weltmeisterschaft“. Aber fast wäre es dem Film gelungen, dieses ordinäre Theater trotz der abgestanden „Bleib wie du bist“-Moral ernst zu nehmen. Der beste Wrestler-Film seit Mickey Rourke als „The Wrestler“, aber vor allem in den besten Momenten ein schöner Spaß. Wenn dann die echte Familie im Abspann zu sehen ist, wird es wieder richtig, richtig gut.


Ein FILMtabs.de Artikel