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The Hate U Give

USA 2018 Regie: George Tillman jr., Amandla Stenburg, K. J. Apa, Sabrina Capenter, Algee Smith Issa Rae, Regina Hall 133 Min. FSK ab 12

Erinnern Sie sich auch daran, wie Sie als kleines Kind zuhause lernten, wie man eine Polizei-Kontrolle überlebt? Im Auto die Hände aufs Amaturenbrett legen, nicht widersprechen, keine hastigen Bewegungen … Nein? Glück gehabt, dann sind Sie nicht als dunkelhäutiger Mensch in einer Gegend aufgewachsen, in der weiße Polizisten erst schießen und dann fragen. „The Hate U Give“ vermittelt auf ungemein ergreifende Weise mit der sagenhaften Hauptdarstellerin Amandla Stenberg etwas vom Leben und Sterben in afro-amerikanischen Vierteln der USA.

Der Schock, zu sehen, wie ihr bester Freund Khalil bei einer Verkehrskontrolle aus heiterem Himmel von einem weißen Polizisten erschossen wird, trifft die 16-jährige Starr Carter (Amandla Stenberg) wie ein Donnerschlag. Obwohl sie vom Vater eindringlich die Gefahr dieser Situationen erklärt bekam. Der Teenager lebte bislang zwei Rollen: Auf der hauptsächlich weißen, guten Privatschule vermeidet sie alles, um mit der heimatlichen Brennpunkt-Gegend Garden Hights in Verbindung gebracht zu werden. Nach dem Mord an Khalil müsste sie als einzige Zeugin ihr heimliches Privatleben für die Gerechtigkeit ablegen und öffentlich aussagen. Mit dem Risiko von Drohungen aus der Dealer-Szene und der Gefahr einer besonderen Polizei-„Beobachtung“.

Basierend auf dem Bestseller „The Hate U Give“ von Angie Thomas adressiert der erfahrene Regisseur George Tillman jr. („Men of Honor“) das brennende Problem unfassbar vieler junger schwarzer Opfer von weißer Polizeigewalt in den USA. Das gleiche Thema wie im ähnlich eindrucksvollen „Nächster Halt: Fruitvale Station“ von Ryan Coogler. Doch wie im Jugend-Roman von Thomas nimmt „The Hate U Give“ die Perspektive eines Teenagers ein, erzählt gradlinig und erschütternd.

Vor allem Amandla Stenberg („The Darkest Minds“) in der Rolle der Starr ist grandios: Zuerst, wie sie die beiden Welten in sich verkörpert. Dabei die kluge, wache Reflektion über ihre eigene Situation sichtbar macht. Dann der „Ausbruch“ der brav Angepassten gegenüber einer rassistischen weißen Freundin mit deutlicher Körperhaltung „aus dem Ghetto“. Was die Mitschüler völlig schockiert. Das Gesicht mit Angst und Mut gleichzeitig.

„The Hate U Give“ ist nicht einer dieser Gangster- und Ghetto-Filme, in denen schnell gemordet wird und dann ein paar zerdrückte Tränchen folgen. Selbst die in Unruhen und Plünderungen umschlagenden Proteste sind wie aus Starrs Blick mit einem vorsichtigen Abstand beobachtet. Um sie herum einige erschütternde Geschichten und sehr dichte Dialoge, die vom Leben in der Falle des eigenen vernachlässigten Viertels und von die Verführung schnellen Geldes erzählen. Nicht nur die dramatische Schlüsselszene am Ende prägt sich tief ein. Hier wurde mit exzellentem Ensemble und sicherer, zurückhaltender Inszenierung eine starke und packende filmische Mahnung ausgesprochen.


Ein FILMtabs.de Artikel