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Pabst-Retrospektive


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Georg Wilhelm Pabst zählt neben Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau zu den großen drei Regisseuren der Zwanziger Jahre, des Stumm- und des frühen Tonfilms. Doch ein weiter Teil seines Schaffens ist unbekannt. Die groß angelegte Pabst-Retrospektive zeigt zur Berlinale sein gesamtes Werk bis auf zwei verschollene Stummfilme. Neben Rekonstruktionen seiner bekanntesten Filme wie "Die freudlose Gasse" (1925), "Geheimnisse einer Seele" (1926), "Die Büchse der Pandora" (1928), "Tagebuch einer Verlorenen" (1929), "Westfront 1918" (1930), "Kameradschaft" (1931) und "Die Dreigroschenoper" (1931) bietet sie auch Gelegenheit zur Neubewertung späterer Schaffensphasen. Gleichzeitig erschien vom Herausgeber und Retro-Organisator Wolfgang Jacobsen im Argon-Verlag ein umfassender, 360-seitiger Begleitband.

Pabsts großer Durchbruch gelingt 1925 mit dem melodramatischen Inflationsfilm "Die freudlose Gasse". Ein grober Metzger (Werner Krauß) verkauft sein Fleisch nur an Kundinnen, die auch ihr Fleisch anbieten. "Die freudlose Gasse" machte Pabst zum "realistischen Regisseur". Die sozialen und völkerverbindenden Aspekte in seinen Vorkriegsfilmen gaben ihm auch den Namen "Roter Pabst". In "Kameradschaft" reißen deutsche und französische Bergarbeiter bei der gemeinsamen Rettungsaktion unter Tage die Grenzen nieder. "Westfront 1918" - Pabsts erster Tonfilm - stieß mit seiner Pazifistischen Haltung bei linken (Rote Fahne) wie rechten Blättern (Völkischer Beobachter) auf heftige Ablehnung und wurde 1933 von den Nazis sofort verboten.

Daß Pabst bei Ausbruch des Krieges 1939 nicht mehr das Reichsgebiet verlassen konnte (oder wollte?), stellte seine beiden Filme, die unter der Diktatur entstanden ("Komödianten" 1941 und "Paracelsus" 1943), in ein braunes Licht. Mit intensiven Drehbuchbearbeitungen "drückt" sich Pabst vor dem Realisieren von weiteren Filmen. Sein größtenteils humanistisch bestimmtes Werk nach 1945 ist kaum bekannt. Pabst blieb in Wien, drehte aber mit deutschen und italienischen Produktionen. G.W. Pabst stirbt am 29. Mai 1967 in Wien. (ghj)