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Jugoslawien - Fiktion und Realität


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Ganz schamlos mischen sich die internationalen Kriegsberichterstatter in Sarajewo in die Kämpfe zwischen verteidigenden Bosniern und angreifenden Serben. Für die Kameras verwundet ein zielsicherer Heckenschütze im "Territorio Comanche" seine Opfer nur, um auch die zu Hilfe Eilenden abknallen zu können. Der spanische Regisseur Gerardo Herrero will in seinem Wettbewerbsfilm die Rolle der audiovisuellen Medien anklagen, tappt aber selbst in fast jede der Fallen, die Filmen über Kriege anhaften. Die Dramaturgie ist letztendlich wichtiger als das Schicksal der Bevölkerung. Anteilnahme ist nur für die ausländischen Journalisten angelegt.

Um wieviel wirkungsvoller erzählte da doch der Dokumentarfilm "Calling the Ghosts" im Forum das Schicksal gefangener bosnischer Frauen!

Der erschütterndste Film bislang ist eine Dokumentation über bosnische Frauen, die ein serbisches Konzentrationslager erleben mußten. Die Erinnerungen beginnen 1955 in glücklichen Zeiten mit Touristik-Filmen einer liebenswerten Heimat. Dann Soldaten in der Stadt, die Männer fliehen, die Frauen bleiben: "Wir dachten, die Frauen seien sicher ..." Im Konzentrationslager werden sie von Bekannten aus der eigenen Stadt bewacht, gefoltert, vergewaltigt. Die allmorgendlichen Reihen von Toten, die Verbrennung von Lebenden - all das rechtfertigt das Wort Konzentrationslager.