realisiert durch
Ein Service von

Berlinale 1996 Eröffnung


mehr zur Berlinale 1996: Eröffnung | Die ersten Wettbewerber | Robert Downey Jr. und selbstreferenzielle Filme |
|
Jack Lemmon | Filmmarkt | Politik im Film | Mörderischer Spaß und Tödlicher Ernst | Die Preise |

Die Internationalen Filmfestspiele in Berlin werden heute abend traditionsgemäß im Zoo-Palast eröffnet. Ang Lee präsentiert seinen Wettbewerbsbeitrag "Sinn und Sinnlichkeit" (Sense and Sensibility) nach dem 1811 erschienenen Roman "Verstand und Gefühl" von Jane Austen. Der Regisseur von "Das Hochzeitsbankett" inszenierte ein Drehbuch von Emma Thompson, die auch ein Hauptrolle spielt. Neben ihr werden kostümierte Glanzleistungen von Hugh Grant und Alan Rickman erwartet.

Doch die 46. Berlinale wird besonders sein. Nicht nur kündigten die Köpfe der verschiedenen Sektionen - vom mächtigen Wettbewerbs-Chef Moritz de Hadeln bis zur jährlich nachbräunenden Markt-Managerin Becki Probst - ein qualitäts- und zahlenmäßig sehr gutes Filmjahr an. Auch die versprochenen Stars mit John Travolta, Jodie Foster und Jack Lemmon sind besonders in der Kategorie der J-Vornamen besonders reizvoll. Hoffentlich bleiben nicht zu viele - wie im Vorjahr Robert Redford - zu Hause.

Doch die große Veränderung 1996 zeigt sich im Stadtbild Berlins, in dem das international höchstrangige Filmfestival endlich kompakter und präsenter wird. Die Berlinale hat jetzt eine Festivalmeile - zwar mit einer Länge von fast drei Kilometern, aber immerhin. Durch Einbeziehung des Royal am Europacenter - dem größten Kinosaal der Stadt - und des Hotel Intercontinental als Pressezentrums ballt sich das filmische Geschehen in den nächsten zehn Tagen um die Gedächtniskirche. Vom beliebten und oft überfüllten Forumskino Delphi über Zoo-Palast und Messezentrum an der Budapester Straße bis zum Interconti werden die Cineasten und Filmarbeiter auf der Festivalmeile von Ereignis zu Ereignis eilen. Nur wenige werden die Klein-Busfahrten mit dem vielsprachigen Schweigen internationaler Besucher vermissen, die früher weit verstreute Spielorte verbanden.

Die Hälfte der Festivalmeile ist sogar als Galerie überdacht. Zusammen mit dem vorläufigen Ende der Eiszeit vermindert dies die Angst vor einem Kältefestival mit Husten und Schnauben anstelle des Filmtons. Die Pfeiler der Galerien wurden stilvoll mit Werbetafeln für die teilnehmenden Filme ausgepolstert, damit es beim eiligen Ortswechsel von Filmvorführung zur Pressekonferenz unter den über Tausend Journalisten nicht zu Auflauf-Unfällen kommt. Noch fehlt eine Überholspur auf der Festival(m)eile, doch gibt es genügend Auslaufzonen in die Touristennepp-Geschäfte Berlins.

Die Hauptstadt im allgegenwärtigen Umbau zeigt sich also zumindest für ihr großes Filmfestival im neuen, besseren Gewand. Bleibt nur das Warten auf neue, bessere Filme.