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Berlinale 1996 - Filmmarkt

Berlin. Wo laufen die meisten Filme der 46. Internationalen Filmfestspiele Berlins? In welchem Bereich der Berlinale kaufen die hektischen Zuschauer keine Eintrittskarten sondern ganze Filme? Der Europäische Filmmarkt (EFM) in Berlin sprengt mit mehr als 400 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen jeden Rahmen. Hier wird nicht der wahre Film gesucht, hier wird die Ware Film feil geboten.

In zwölf gemütlichen Projektionsräumchen des zentralen Cinecenters gegenüber der Gedächtniskirche und in neu angemieteten Kinos laufen - in der Mehrzahl europäische - Produkte, die noch Käufer suchen. Einige wollen in die deutschen oder europäischen Kinos, andere in die entsprechenden Fernsehkanäle.

Die interessierten Verleiher wechseln - meist im 15 Minuten-Takt - von Vorführung zu Vorführung. Dann geht es zu den unzähligen, über zwei lange Etagen verteilten Verkaufsständen. Ihre bunte Ausstattung mit Postern, Prospekten und vielfältigen Werbeartikeln legt die Benennung Film-Jahrmarkt nahe.

Dort sucht beispielsweise der teilweise in Nordrhein-Westfalen produzierte "De vliegende Hollander" von Jos Stelling noch internationale Verleiher. Die Fortsetzungen des englischen Trickvergnügens "Wallace & Gromit" sowie der Satire "Das Sexualleben der Belgier" sind auch zu haben. Selbst bei uns längst bekannte, einheimische TV- und Kinoproduktionen wie Frank Beyers "Nikolaikirche" oder die kleine Komödie "Küß mich!" bleiben für ausländische Käufer im Angebot. Im Kinobereich wird außerhalb des Marktes zusätzlich ein spezielle Reihe "Neue Deutsche Filme" mit circa 30 Filmen der letzten 12 Monate veranstaltet.

Die Leiterin des Filmmarktes Beki Probst stellte heraus, daß der Anteil von Fernsehfilmen auf dem EFM erneut gewachsen ist. Probst, auch für ein eigenes Festival und den Filmmarkt Locarnos verantwortlich, steigert seit neun Jahren kontinuierlich das Ansehen dieser Handelsbörse für Augen- und Ohrenfutter. Für 1996 konnte sie mit dem direkt folgenden Konkurrenten, dem American Film Market (AFM), einen guten Deal abschließen. Alle Berliner Filme, die auch auf dem AFM gezeigt werden sollen - immerhin 70 Prozent des EFM -, werden gemeinsam in die USA transportiert. Auch die obligatorische 200 Dollar-Strafe für verspätetes Eintreffen auf dem anschließenden AFM entfällt. So können sich die Anbieter in Berlin beruhigt ihren Geschäften widmen und auch hoffentlich für uns ein gutes Kinosjahr zusammenkaufen.