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Bird

F/GB/USA/D 2024, R: Andrea Arnold, D: Barry Keoghan, Franz Rogowski,
Nykiya Adams, 118 min

Andrea Arnold gelingt es immer wieder, Geschichten über Heranwachsende
auf Augenhöhe zu inszenieren. Sie erzählt die großen Dramen im Kleinen.
Damit steht sie in der Tradition des britischen Sozialdramas von
Regisseuren wie Ken Loach und Mike Leigh. Ihr Blick und der ihres
Stammkameramanns Robbie Ryan (»Poor Things«) für die Schönheit in einer
grausamen Welt ist beispiellos. Acht Jahre nach ihrem Ausflug in die USA
mit »American Honey« kehrt die Filmemacherin zurück zum Ansatz ihres
BAFTA-gekrönten »Fish Tank«. Sie inszenierte »Bird« mit
Nachwuchsdarstellerinnen und -darstellern in einer sozial verarmten
Siedlung im Norden von Kent. Ihre Protagonistin ist die 12-jährige
Bailey. Mit ihrem älteren Bruder Hunter wächst sie in verwahrlosten
Verhältnissen bei ihrem Vater Bug auf, ein zwischen liebenswert und
aggressiv pendelnder Drogendealer. Bailey schlingert durch ihr
schwieriges soziales Umfeld, in dem sie gelernt hat, sich zu behaupten,
und versteckt ihre Schwäche und Unsicherheit unter einer harten Schale.
Als sie den seltsamen Vogel Bird trifft, wird er für sie zu einem Anker.
Arnold versieht ihren Realismus dabei immer wieder mit surrealen
Momenten und einem handverlesenen Britpop-Soundtrack, zu dem Burial den
Score beisteuerte. Franz Rogowski verleiht Bird mit seinem tänzerischen
Spiel eine liebenswerte Weirdness. Barry Keoghan verkörpert den
überforderten Vater mit Verve. Eine echte Wucht ist Nykiya Adams, die
hier ihr Schauspieldebüt gibt und die feinen Nuancen ihrer Figur
bravourös meistert.


Ein FILMtabs.de Artikel