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Kneecap

IRL/GB 2024 R: Rich Peppiatt D: Liam Óg Ó hAnnaidh, Naoise Ó
Cairealláin, J.J. Ó Dochartaigh, 105 min

Hip Hop ist das Sprachrohr der Unterdrückten. Für Liam Óg Ó hAnnaidh und
Naoise Ó Cairealláin ist es also nur naheliegend, ihre Texte in der
nordirischen Landessprache zu verfassen. Schließlich ist Gälisch eine
Waffe in den Augen der irischen Republikaner, die ein geeintes Irland
und den Abzug der Briten fordern. Als sie gemeinsam mit dem Lehrer J.J.
Ó Dochartaigh die Formation Kneecap gründen, sind sie noch Teenager,
aufgewachsen mit dem Konflikt, der die Geschichte ihrer Heimat prägt.

Sie zogen los, um ihre eigene Geschichte zu schreiben. Die erste Single
„C.E.A.R.T.A.“ (Irisch für „Recht“) wurde 2017 zu einem
Überraschungserfolg und vom irischen Radio wegen Drogenreferenzen und
Schimpfwörtern verbannt. Kneecap veröffentlichten ihr erstes Album
„3CAG“ („trí chonsan agus guta“ – drei Konsonanten und ein Vokal – steht
für MDMA). Es dokumentiert ihr Leben zwischen dem Dealen von Drogen,
feiern und dem Kampf gegen die Unterdrückung durch britische
Polizeikräfte. Das kam bei Fans – von ihnen „Fenians“ getauft, einem
Begriff für die Kämpfer der IRA – und Ordnungshütern unterschiedlich an,
konnte den Erfolg aber nicht stoppen.

Seitdem sind einige Jahre ins Land gegangen. Kneecap füllen mittlerweile
große Hallen, veröffentlichten Singles mit Grian Chatten (Fontaines DC)
und Radie Peat von Lankum. Im vergangenen Jahr erschien ihr zweites
Album „Fine Art“ und parallel dazu ein Film, der jetzt in unsere Kinos
kommt. Allerdings ist „Kneecap“ weder Konzertdoku noch Bandbio. Der
Film, den die Drei gemeinsam mit Regisseur und Autor Rich Peppiat
drehten, erzählt ihre Geschichte frei, ungebremst und herrlich überhöht
und macht dabei unbändigen Spaß, auch wenn man noch nie etwas von der
Band gehört haben sollte.

Liam und Naoise leben als Geezer auf den Straßen von Belfast, verticken
Drogen und geraten damit ständig in Konflikt mit den Cops. Als Liam
festgenommen wird, weigert er sich, englisch zu sprechen. Also wird der
Irischlehrer J.J. Ó Dochartaigh hinzugezogen, um zu übersetzen. Als er
Liams Notizbuch in die Hände bekommt, solidarisiert er sich mit ihm. Auf
den Seiten hat Liam seinen Alltag in pointierten Texten auf Gälisch
dokumentiert. J.J. baut dazu Beats und Kneecap – eine Anspielung auf die
nordirische Tradition des Kneecapping, dem zertrümmern der Kniescheiben
von politischen Gegnern – sind geboren.

Der Plot malt die Geschichte kräftig aus, fokussiert auf Naoises
Verhältnis zu seinem Vater, einer Führungsfigur der IRA, (gespielt von
Michael Fassbender) aber auch auf das Leid der Frauen in dem Konflikt.
Bei allem Spaß ist es „Kneecap“ ziemlich ernst. Ihr Film ist ein
flammendes Plädoyer für die Freiheit Nordirlands, zeigt aber auch wie
die Sprache die geteilten Lager der Protestanten und Katholiken vereinen
kann. In der Filmgeschichte wird sie sonst ausschließlich im
historischen Kontext verwendet. Hier darf sie leben.

Wie gut das funktioniert ist ebenso bemerkenswert wie die
schauspielerischen Qualitäten: Mo Chara, Móglaí Bap and DJ Próvaí
spielen ihre eigene Geschichte und das mitreißend überzeugend.
Referenzen an „Trainspotting“ und „8 Mile“ sind offensichtlich.
„Kneecap“ findet aber seine ganz eigenen Qualitäten für einen
waschechten Kultfilm.p { color: #000000; line-height: 115%; text-align:
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Ein FILMtabs.de Artikel