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Emilia Pérez
Selena Gomez, 130 min
In seinen Filmen macht der französische Regisseur Jacques Audiard keine
Kompromisse. Immer wieder versucht er einen neuen Ansatz zu finden,
inszenierte mit »Sisters Brothers« etwa einen englischsprachigen Western
und porträtierte in »Deephan« die Lebensrealität einer Migrantenfamilie
aus Sri Lanka. Seine kraftvolle Inszenierung zielt dabei voll auf die
Emotionen der Zuschauenden ab. Mit Filmen wie »Ein Prophet« und »Der
Geschmack von Rost und Knochen« gewann er die Herzen der Festivaljurys
und die Goldene Palme in Cannes. Mit »Emilia Pérez« ging er nun erneut
ein Risiko ein und inszenierte seinen spanischsprachigen Film auf den
Straßen von Mexiko und als große Oper.
Seine Heldin, die Anwältin Rita (Zoe Saldaña), hat sich frustriert der
Realität ihrer Heimat untergeordnet. Die Kriminalität beherrscht das
Leben in Mexiko. Wer einflussreich ist, wird freigesprochen, die
Mittellosen leiden. Da tritt der gefürchtete Kartellboss Juan Del Monte
(Karla Sofía Gascón) – besser bekannt als Manitas – auf sie zu. Er
möchte sich aus seinem Geschäft zurückziehen und für immer verschwinden
– und ein Leben als Frau leben, so, wie es schon immer seine Bestimmung
gewesen sei.
Gleich zur Eröffnung werden Ritas Leben und ihre Frustration in Form
einer schmissigen Song-and-Dance-Nummer dargeboten. Regisseur Audiard
und sein Drehbuchautor Thomas Bidegain inszenieren ihre Geschichte
konsequent als Musical. Zu Beginn ist das noch irritierend. Wenn aber
das vernarbte, von Tattoos übersäte Gesicht Juan Del Montes mit den
chromglänzenden Zähnen aus der Dunkelheit auftaucht und Rita mit
heiserer Stimme seine Absicht und seine Bedingungen erklärt, wenn diese
Stimme dann plötzlich zu singen beginnt und unter der rauen Schale des
Gangsterbosses ein sensibles Wesen offenbart, dann sorgt das für eine
Gänsehaut, die in den nachfolgenden zwei Stunden nicht mehr weicht.
Der Einsatz der Songs in der weiten, sich über viele Jahre erstreckenden
Geschichte, ist organisch und dient dem inneren Monolog. Die Musik hat
dabei vielleicht nicht das Ohrwurmpotential der Songs eines Lin-Manuel
Miranda (»Encanto«). Jacques Audiards »Emilia Pérez« glänzt dafür mit
einer grandiosen Inszenierung, einer mitreißenden Geschichte und
fantastischen Darsteller*innen, aus denen neben Transfrau Karla Sofía
Gascón und Popstar Selena Gomez, die Manitas Ehefrau überzeugend
verkörpert, vor allem Hauptdarstellerin Zoe Saldaña heraussticht. Die
US-Schauspielerin mit domenikanischen Wurzeln, kehrt hier nach
Blockbusterreihen wie »Star Trek«, »Avatar« und »Fluch der Karibik« zu
ihren Anfängen als Tänzerin zurück.
Ein FILMtabs.de Artikel
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- Publiziert von:
- Lars Tuncay, 26.11.2024 / 2:22
- Rubrik:
- Kritiken LT
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