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Der Kolibri
Das großangelegte Familiendrama ist eine ureigene italienische Filmgattung. Im Laufe der Jahrzehnte taucht es immer wieder im Kino auf. Alleine Hauptdarsteller Pierfrancesco Favino hat mit „Il Traditore“ und „Nostalghia“ in den vergangenen Jahren in gleich zwei dekadenumspannenden Dramen mitgewirkt. „Il colibrì“ will nun ganz groß hinaus: Die Verfilmung von Sandro Veronesi preisgekrönter fiktionaler Biographie ist eine sechs Jahrzehnte, drei Generationen umspannende Familienchronik. Regisseurin und Co-Autorin Francesca Archibugi erzählt diese Geschichte aber nicht chronologisch, sondern springt über ein halbes Jahrhundert hin und her. Alles beginnt wie so oft in einem Sommer am Meer. Hier verlieben sich die Teenager*innen Marco (erwachsen gespielt von Favino) und Luisa (Bérénice Bejo) ineinander. Doch ihre Liebe wird durch eine Familientragödie auseinander getrieben, bevor sie erblühen kann. In den folgenden Jahrzehnten leben sie ihre respektiven Leben und Beziehungen, schreiben sich und begegnen sich aber immer wieder, durch das Schicksal gebunden. Die Erzählung und Esmeralda Calabrias Schnitt agieren dabei äußert assoziativ. So kommt es vor, dass wir in einer Szene Marcos schwierige Kindheit erleben und in der nächsten praktisch an seinem Sterbebett stehen. Mit der Vielzahl der Figuren ist das eine mittlere Herausforderung für Kinogängerinnen und Kinogänger. Pierfrancesco Favino ist dabei ein enormer Gewinn für den Film und stellt erneut heraus, warum er zu den derzeit gefragtesten Mimen seiner Generation gehört. Es gelingt ihm, seine Figur zu erden und eine Projektionsfläche zu bieten. Er navigiert seinen Marco durch ein ausladendes Porträt der italienischen Oberschicht, das bis in die Nebenrollen stark besetzt ist und vortrefflich aussieht, einen am Ende aber seltsam unberührt lässt.
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- Publiziert von:
- Lars Tuncay, 16.05.2024 / 12:11
- Rubrik:
- Kritiken LT
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