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Das Blau des Kaftans

Frankreich 2022 (Le Bleu du Caftan) Regie: Maryam Touzani, mit Saleh Bakri, Ayoub Messioui, Lubna Azabal, 118 Min., FSK: keine Angaben

Halim und Mina (Saleh Bakri, Lubna Azabal) betreiben als Ehepaar eine altmodische Schneiderei in der Medina von Salé, einer der ursprünglichsten Orte in Marokko. Zwar haben die Kundinnen kaum Geduld für die aufwändige Handarbeit, doch die Nachfrage nach traditionellen Gewändern ist groß. Deshalb heuern Halim und Mina einen engagierten jungen Mann namens Youssef (Ayoub Messioui) als Helfer an. Endlich ein guter Lehrling, bis Mina beim Umziehen der Aushilfe den begehrlichen Blick ihres Mannes bemerkt…

Die Eheleute Halim und Mina leben ihr stilles Glück und lachen viel miteinander. Es ist ein sinnliches Vergnügen, wie das Paar seine Mandarinen genießt und nach etwas Drängen nimmt Halim sogar seine Frau zum Fußballspiel mit ins Café. Er geht aber immer wieder in den Hamam, das öffentliche Bad, um seine Sexualität mit fremden Männern auszuleben, in einem Land, in dem Homosexualität noch immer eine Straftat ist. Als sich allerdings Minas Krankheit verschlimmert und sie nicht mehr in die Schneiderei kommt, stößt Halim die Annäherungen von Youssef zurück.

Über die Entstehungszeit eines besonders schönen blauen Kaftans erzählt der Film von den Emotionen einer ungewöhnlichen Dreiecksbeziehung. Halim und Youssef verzieren das Gewand dabei mit kunstvollen Stickereien. Auch sonst sorgen Kamera und Inszenierung für viel Augenschmaus mit intensiven Farben und edlen Stoffen. Ruhig aber sehr gefühlsintensiv zeigt „Das Blau des Kaftans“ das Leiden der unheilbar Kranken und anfangs unglücklichen Frau. Doch je mehr sich Youssef um das Geschäft kümmert und dem Ehepaar hilft, ändert sich Minas Blick. Bis zu einer Tanzszene zu dritt, einer bewegenden Gemeinschaft ohne Geheimnisse oder Missgunst. Es ist herzzerreißend, wie sie ihnen ein anderes Glück zu zweit gönnt. So genießt der wunderbare Film „Das Blau des Kaftans“ die kleinen Wünsche und Sehnsüchte seiner Menschen.

Der Spielfilm der marokkanischen Regisseurin Maryam Touzani, die bereits 2019 mit ihrem Debütfilm „Adam“ auf sich aufmerksam machte, wurde auf dem Filmfestival in Cannes in der Sektion „Un certain regard“ mit dem Fipresci-Preis ausgezeichnet. Die beeindruckende Hauptdarstellerin Loubna Azabal ist in Deutschland unter anderem durch ihre anspruchsvollen Hauptrollen in „Die Frau die singt“ und „Adam“ bekannt.


Ein FILMtabs.de Artikel