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Final Cut of the Dead
„Billig, schnell und ganz gut!“ So dreht Regisseur Rémi (Romain Duris) und so soll der Low-Budget-Zombiefilm „Project Z“ aussehen, den eine japanische Produzentin in Auftrag gibt. Mit einer kleinen Schwierigkeit: Alles soll in 30 Minuten an einem Stück gedreht und live ausgestrahlt werden. Ein Wahnsinnsjob, den Rémi nur annimmt, weil seine Tochter auf den angesagten Hauptdarsteller Raphaël Barrelle (Finnegan Oldfield) steht. Doch all das erzählt „Final Cut of the Dead“, der in Cannes Eröffnungsfilm war, erst nachdem wir den fertigen „Project Z“ komplett gesehen haben. Danach geht „Final Cut of the Dead“ vier Wochen zurück, um witzig hinter die Kulissen des Film-im-Film zu blicken
„Ich liebe dich“ stammelt die blutverschmierte Ava (Matilda Anna Ingrid Lutz), bevor ihr zum Zombie gewordener Freund Ken (Finnegan Oldfield) in inniger Umarmung zubeißt. „Cut“ ruft der Regisseur (Romain Duris), dann schreit er die Schauspielerin zusammen: Das wäre ganz miserables Schauspiel, das seien keine echten Gefühle! Glaubhaft wird das Rennen und Schreien danach erst, als auf dem Set des billigen Schocker-Streifens echte Zombies wiederbelebt werden. Dass Rémi, der Regisseur VOM Film-im-Film auch IM Film „Project Z“ Regie führt, irritiert nur kurz und wird durch turbulente Vorgänge hinter der zweiten Kamera erklärt.
Seltsamer sind die selbst für „Billig, schnell und ganz gut!“ dilettantischen Aussetzer im eigentlichen Film. Da entfernt sich die Handlung mit Hackebeil und abgetrenntem Arm aus dem Bild, während die Kamera irgendwie wackelnd am Fleck festhängt. Da will jemand zum Rauchen rausgehen, überlegt es sich aber erst zwei Mal, bevor er die Tür öffnet und Opfer der Zombies wird. Dass die Verzögerung nötig war, weil der besoffene Darsteller draußen noch nicht präpariert war, sehen wir erst im zweiten Durchgang von „Project Z“ – diesmal mit dem Blick aus den Kulissen.
Die geniale Idee, einen Film mit all seinen Pannen und spontanen Rettungsversuchen vor und hinter den Kulissen zu zeigen, ist in seinen besten Momenten so spaßig wie Ernst Lubitschs Komödien. „Final Cut of the Dead“ sieht allerdings wesentlich weniger raffiniert aus, weil der echte Regisseur Michel Hazanavicius das Prinzip „Billig, schnell und ganz gut!“ auf allen Ebenen durchgezogen hat. Er war schon immer von Geschichten um Kino und Film fasziniert: „OSS 117 – Der Spion, der sich liebte“ (2006) amüsierte als herrliche Parodie eines lächerlichen französischen James Bond. Hazanavicius‘ Riesenerfolg „The Artist“ 2011) zeigte Hollywoods Stummfilm-Ära ohne Ton in Schwarz-Weiß. In „Godard Mon Amour“ (2017) spielte er nach, wie sich Legende Jean-Luc Godard bei Dreharbeiten in die 19-jährige Schauspielerin Anne Wiazemsky verliebt und sie heiratet.
Nun stürzt sich Hazanavicius wild und ausufernd auf das Entstehen eines Low-Budget-Zombiefilms, um letztlich die unstoppbare Leidenschaft, Film zu machen, liebevoll siegen zu lassen. Trotz der Hindernisse einer Nebendarstellerin mit der emotionalen Reichweite und dem Talent von Toastbrot, einem Kameramann mit Rückenschmerzen und einem Tontechniker mit fiesen Darmaktivitäten, die er als „Monster in meinem Inneren“ bezeichnet. Dazu will der Star dauernd das Drehbuch und seinen Text ändern, während die japanische Produzentin wegen der Erwähnung von Pearl Harbour beleidigt ist und auf absurder Texttreue samt japanischer Namen besteht. „Final Cut of the Dead“ ist übrigens tatsächlich das Remake von „One Cut of the Dead“ des Regisseurs Shinichiro Ueda.
Michel Hazanavicius‘ liebste Hauptdarstellerin Bérénice Bejo („The Artitst“) spielt diesmal Nadia, die Frau des Regisseurs, die ihre Schauspielkarriere aufgegeben hat. Durch den nächsten Ausfall am Set springt Nadia für die Rolle der Regie-Assistentin ein und wir sehen, weshalb sie ihren Job beendete. Sie geht so sehr in ihrer Rolle auf, dass sie nicht mehr zu stoppen ist. Nicht nur wegen des Beils in ihrer Hand eine gefährliche Sache …
Hazanavicius‘ Film über das Filmemachen bringt rasanten, wilden Humor mit viel Schreien, spritzenden Blut, sowie echtem und Film-Erbrochenem. Wobei es an den Schlüsselstellen immer schön menschelt, etwa wenn ein Kinderfoto mit Rémis Tochter die wichtige letzte Einstellung rettet: Eine Pyramide aus Team-Mitgliedern ersetzt den vorher demolierten Kamerakran und macht berührend deutlich, dass Filmemachen ein kollektiver Akt von Menschen bleibt.
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- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 13.02.2023 / 10:48
- Rubrik:
- Kritiken GHJ
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