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Der Geschmack der kleinen Dinge
Depardieu als launiger Chefkoch – eine Rolle, die dem Gourmet und Gourmand auf den üppigen Leib geschrieben ist. Mit ihm erzählt „Unami“ die Geschichte einer Selbstfindung in der Fremde … noch einmal.
Sternekoch zu sein, ist eindeutig kein Vergnügen: Gabriel Carvin (Gérard Depardieu), mit seinem Restaurant „Monsieur Quelqu’un“ (Herr Jedermann) eine Berühmtheit, schlurft nur noch freudlos durch die Gänge eines ehemaligen Klosters, das er zum Nobel-Schuppen umwandelte. Seine Frau (Sandrine Bonnaire) betrügt ihn offen mit einem Gourmet-Kritiker, sein ältester Sohn (Rod Paradot) zerbricht unter dem Druck der knallhart geführten Küche. Als ein wichtiges Testessen bevorsteht, legt ein Herzinfarkt Carvin flach. Der üppige Koch reist auf Empfehlung seines einfach lebenden Freundes Rufus (Pierre Richard, grandios in der Nebenrolle) nach Japan. Dort hat ein alter Konkurrent in seinem Ramen-Restaurant etwas, was er selbst vermisst. Und das ist nicht nur der große Preis, bei dem Carvin einst besiegt wurde. Es ist vordergründig das Geheimnis des fünften Geschmacks, Umami.
Nun erlebt Carvin sein „Lost in Translation“, teilt mit anderen Gästen eines Schließfachhotels die Einsamkeit. Ein japanischer Manager erzählt ihm – unverstanden – die Geschichte seines persönlichen Scheiterns bei der Badezeremonie. Beim Essen revanchiert sich der Franzose mit seiner Geschichte, auch unverstanden vom Gegenüber. Der Koch grunzt wie ein Schwein und verhält sich in einem Land voll extremer Rücksichtnahme besoffen ebenso. Mit Kimono geht es auf dem Fahrrad durch den Schnee zu Schweinefarmen und Koch-Kollegen – Umami muss man sich verdienen, meint ein alter Küchen-Meister.
Parallel folgen wir den Kindern der Köche. Der abenteuerliche, jüngere Sohn Carvins beim Fallschirmsprung. Die depressive Tochter des Ramen-Meisters hat den Sprung in den Tod selbst nicht gewagt. Ein Internet-Mobbing hat „dieser jungen Frau die Flügel ausgerissen“.
Die langsam erzählte Geschichte (Schnitt: Regisseur Slony Sow) zeigt Wandel und positive Veränderung gleich für mehrere Generationen. Carvin selbst findet letztendlich wieder Geschmack an Familie und alles löst sich wie beim Fertiggericht in Wohlgefallen auf.
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- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 07.02.2023 / 11:23
- Rubrik:
- Kritiken GHJ
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