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Ein Mann namens Otto

USA, Schweden 2022 (A Man called Otto) Regie: Marc Forster, mit Tom Hanks, Mariana Treviño, Rachel Keller, 127 Min., FSK: ab 12

„Ein Mann namens Otto“ ist das harmlosere Remake des schwedischen, schwarzhumorigen Griesgram-Films „Ein Mann namens Ove“ aus dem Jahr 2015. Dank Tom Hanks und anderer hochwertiger Ausstattung gerät die Kopie der Tragikomik trotzdem rührend und sehenswert.

Es ist schon sehr makabrer Humor, wenn Otto Anderson (Tom Hanks) immer gerade, als er sich umbringen will, von Leuten gestört wird, die irgendwas von ihm wollen. Dabei gibt er sich als nerviger Blockwart und kleinkarierter Aufpasser alle Mühe, in seinem Wohnviertel unbeliebt zu sein. Jeden Morgen kontrolliert er die Genehmigungen der parkenden Autos und die korrekte Mülltrennung der Nachbarn. Immer auf Suche nach Ärgernissen schimpft er dem Zeitungsjungen hinterher und legt sich mit Verkäufern im Baumarkt an, weil er für ein Seil zu viel zahlen soll. Das Seil, mit dem er sich aufhängen will, wohlgemerkt.

Aber das alles weiß die neue Nachbarin Marisol (grandios: Mariana Treviño) nicht, als er das Einparken ihres Mannes bemäkelt und grummelig selbst das Steuer übernimmt. Die hochschwangere Mexikanerin hält das für Freundlichkeit und überschüttet Otto fortan mit ihrer offenen Großherzigkeit. So misslingt es dem Lebensmüden weiterhin, sich umzubringen: Selbst als er vor einem Zug springen will, fällt jemand anderes kurz vorher unglücklich auf die Gleise und es wird wieder Otto sein, der ihn rettet. Beim Inhalieren der Autogase in der Garage stört man ihn, weil die Nachbarn sich gerade jetzt etwas Handwerkszeug ausleihen wollen.

Während man Tom Hanks sowieso nichts übelnehmen kann, bekommt auch seine Figur Otto eine herzzerreißende Vorgeschichte, welche Lebensmüdigkeit und Griesgram erklärt. Ist doch erst kürzlich seine große Liebe verstorben. Beim liebenswert ungeschickten Kennenlernen des Paares vor Jahrzehnten spielt Hanks Sohn Truman die Rolle des jungen Otto. Regisseur Marc Forster („Wenn Träume fliegen lernen“) bringt aus dem originelleren Original und der literarischen Vorlage „Ein Mann namens Ove“ von Fredrik Backman auch die Geschichte vom einstigen besten Freund und Nachbarn, mit dem sich Otto zerstritt und der nun vom Schlaganfall gelähmt ist, in den Film. In dem dramatisch perfekten Drehbuch von David Magee („Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger“, „Wenn Träume fliegen lernen“) zeigt sich Otto nicht allein als nur scheinbar widerspenstiger Helfer, er wird sogar zum Retter der Nachbarschaft, als er mit Hilfe seiner Pingeligkeit und von Social Media die Gemeinschaft rettet. Sodass am Ende in der ganzen Siedlung Harmonie herrscht … fast.

Auch wenn der Original-Otto namens Ove mit seiner raueren Kratzbürstigkeit der schwierigere und deshalb interessantere Charakter war, gewinnt der Hanks-Otto letztlich die Herzen. Die Parabel vom vermeintlichen Menschenfeind, der sich unter einer Lawine von Freundlichkeit und leckeren Rezepten öffnen muss, funktioniert hervorragend bei Hervorkitzeln von Lachen und Rührung. Tom Hanks füllt seine Paraderolle dankbar aus und empfiehlt nun einem noch größeren Teil der Kino-Welt, Kleinigkeiten zu übersehen und besserer Mensch zu werden.

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Ein FILMtabs.de Artikel