« | Home | »

Sibirisch für Anfänger

Russland 2021 (Yt) Regie: Stepan Burnashev, Dmitrii Davydov mit Innokenty Lukovtsev, Sergei Balanov, Djulustan Semyonov 102 Min.

Ein Junge nimmt das Gewehr seines Vaters und verleiht es an einen Freund, der es inmitten eines Trinkgelages seines Vaters wiederfindet. Der störrische Davyd gräbt unbeirrbar ein Plumpsklo neben dem Gemüse seiner Nachbarn und zieht damit deren Groll auf sich. Petya hat das Haus seiner Großmutter verkauft, doch als er das Geld nach einer Sauftour mit stolz geschwellter Brust seiner Frau präsentieren will, ist es weg und der Nachbar hat ein neues Auto. Als ein Dorfbewohner schwer alkoholisiert seine Familie mit der Waffe bedroht, muss der Dorfälteste einschreiten, bevor die Situation eskaliert. Sieben tragikomische Geschichten vom anderen Ende der Welt erzählen Stepan Burnashev und Dmitrii Davydov in ihrem Episodenfilm. Wobei die Tragik hier oft die Überhand hat, alle Geschichten aber ein lakonischer Humor durchzieht.
Hier, in den äußersten Ausläufern des russischen Staatsgebiets, in der Republik Sacha am Ostsibirischen Meer, sind die Menschen auf sich selbst zurückgeworfen. In dem kleinen Ort machen Gerüchte schnell die Runde und werden für Wahrheiten genommen. Man lässt sich über Kommunalpolitiker oder Nachbarn aus, weil man nichts Besseres zu tun hat. Die Gespräche sind karg, die Tage wie Nächte alkoholgeschwängert und mit dem Vodka beginnen und enden oft die Probleme. Gemeinsam mit seinem Kompagnon Davydov schrieb Burnashev die Geschichten seiner Heimat auf, die man sich an langen Abenden erzählt, wenn der Wind über die Tundra pfeift. In statischen, ausdrucksstarken Bildern erzählen sie von falschem männlichen Stolz und der menschlichen Fehlbarkeit, inszeniert mit Laiendarstellern vor der endlosen Landschaft ihrer Heimat. Beim Filmfestival in Warschau gewann ihr Film den Jurypreis. Unter dem reichlich unmotivierten deutschen Titel „Sibirisch für Anfänger“ findet er nun zum Glück den weiten Weg auch in unsere Kinos.


Ein FILMtabs.de Artikel