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Ein Triumph

Frankreich 2020 (Un triomphe) Regie: Emmanuel Courcol, mit Kad Merad, David Ayala, Lamine Cissokho, 105 Min., FSK: ab 6

Ohne große Begeisterung übernimmt Etienne (Kad Merad) die Leitung einer Gefangenen-Theatertruppe. Er will wie üblich Fabeln vortragen lassen, doch als ihm selbst das dauernde Warten in der Maschinerie der Anstalt auffällt, kommt ihm „Warten auf Godot“ in den Sinn. Nach den ersten Proben wird immer erstaunlicher, wie sehr das Stück Samuel Becketts die Situation der Inhaftierten spiegelt. Das Engagement wächst bei Etienne und seinen harten Jungs. Der gefährlichste von ihnen ist leider der beste Akteur, der sich seine Rolle geholt hat, indem er dem eigentlichen Schauspieler drohte. Behelfsregisseur Etienne sieht eine große Chance auch für sich: Von einem beneideten Freund, mit dem er früher „Godot“ spielte und der jetzt ein richtiges Theater leitet, bekommt er die Möglichkeit einer Aufführung mit „seinen Jungs“. Nachdem die Justiz-Instanzen mühsam überzeugt wurden, kommt es schon zur Mitte des Films zu einem großen Triumph. Das authentische Spiel – bei dem Godot im Gegensatz zum Original tatsächlich auftaucht – geht auf Tournee durch Frankreich. Bis zu letzten Abend in Paris, wo das überraschende Ende nicht den üblichen Genre-Pfaden folgt.

„Ein Triumph“ erzählt die wahre Geschichte des schwedischen Theater-Regisseurs Jan Jönson nach, der mit den Insassen des Hochsicherheitsgefängnisses Kumla triumphal „Warten auf Godot“ inszenierte. Am Tag einer Aufführung in Göteborg verschwanden fünf seiner Schauspieler spurlos. Ein Ereignis, zu dem Beckett selbst gesagt haben sollte, dass es die beste Interpretation seines Stückes sei. Der schon mit der Entwicklung des Stoffes und der Figuren begeisternde Film wurde bei den 33. Europäischen Filmpreisen als Beste Europäische Komödie des Jahres ausgezeichnet. Kad Merad („Willkommen bei den Schti’s“), der sehr beliebte französische Komödiant, spielt routiniert den Theatermann auf Abwegen mit allen Frustrationen und der Wut, die in diesem steckt. Während seine private Geschichte in den schwierigen Momenten mit der erwachsenen Tochter etwas zu kurz kommt, sind die Szenen mit den Häftlingen Moussa (Wabinlé Nabié), Kamel (Sofian Khammes), Patrick (David Ayala), Jordan (Pierre Lottin) und Alex (Lamine Cissokho) packend und toll.


Ein FILMtabs.de Artikel