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In einem Land, das es nicht mehr gibt

Deutschland 2022, Regie: Aelrun Goette, mit Marlene Burow, David Schütter, Sabin Tambrea, 101 Min., FSK: ab 12

Suzi Quatros spielt „Devil Gate Drive“ und eine andere Suzie (Marlene Burow) macht sich im letzten Jahr der DDR auf den Weg in eine Ostberliner Oberschule. Eine befreundete Gemischtwaren-Händlerin hortet Cola und verbotene Bücher, wie 1984 von George Orwell. Denn Suzie will Literatur studieren. Doch 1984 bringt den Teenager bei einer Kontrolle der Volkspolizei ins Verderben: Statt Studium Zwangs-Ausbildung im Kabelwerk Oberspree, wo das weibliche Kollektiv äußerst biestig auf Erfüllung des sozialistischen Planziels drängt. Als Suzie Schulz zufällig in der Straßenbahn fotografiert wird und das Bild im Modejournal Sibylle, der ‚Vogue des Ostens‘, landet, ändert sich alles: Die resolute Chefredakteurin Elsa Wilbrodt (Claudia Michelsen) eröffnet ihr so eine Chance, mit Lächeln und etwas Überredung dem sozialistischen Fabrikalltag doch noch zu entkommen. Im Gefolge des schwulen Ausstatters Rudi (Sabin Tambrea) taucht Suzie mit roten High Heels und Musik von Style Council in eine schillernde Subkultur des Ostberliner Undergrounds ein. Dabei verliebt sie sich in den rebellischen Fotografen Coyote (David Schütter), was wiederum das Star-Mannequin Uta (Sira Topic) eifersüchtig macht.

Die Drehbuchautorin und Regisseurin Aelrun Goette (Deutscher Filmpreis für „Die Kinder sind tot“, Grimme Preis für „Unter dem Eis“ und „Keine Angst“) wurde in den 80er Jahren selbst auf der Straße in Ostberlin als „Mannequin“ entdeckt. Sie modelte für den VHB Exquisit und stand für die Sibylle vor der Kamera. „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ basiert so auf ihrem Leben und weiteren wahren Begebenheiten. Dabei schockiert, wie ein falsches Buch zu einem „asozialen Subjekt“ macht und Lebenspläne zerstört. Gut nachfühlbar dabei die kleine Freiheit in der subversiven Szene, wobei die brutalen Einschläge der Stasi dadurch umso mehr schmerzen. Das ist alles hervorragend inszeniert und sehr gut gespielt, allerdings mit der Stasi-Geschichte nur kurz angerissen. Auch schade um die anderen Figuren, die zu ebenfalls kurz kommen.


Ein FILMtabs.de Artikel