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Peter von Kant

Frankreich 2022, Regie: François Ozon, mit Denis Ménochet, Isabelle Adjani, Khalil Gharbia, Hanna Schygulla, 86 Min., FSK: ab 16

Peter von Kant (Denis Ménochet) ist Rainer Werner Fassbinder. Der massive Körper, die brutale Härte gegenüber seinem extrem devoten Assistenten Karl (Stéfan Crépon), eindeutig! Meisterregisseur François Ozon variiert nicht nur das Kammerspiel „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ der deutschen Regielegende, er spielt die vorhandenen autobiografischen Andeutungen voll zu einer Teil-Biografie eines liebeskranken Monsters aus. Wir sehen, nachdem ein Vorhang raffiniert die Szene von Kants Wohnung freigibt, den großen Regisseur in einer Krise. Weniger die Suche nach einem neuen Stoff, als der Verlust des letzten Liebhabers bringt ihn runter. Das Arbeitstier, das sich selbst und seine Umgebung verschlang, lebt erst wieder auf, als seine geschwätzige Muse, Star Sidonie (Isabelle Adjani), einen jungen Araber anschleppt. Amir (Khalil Gharbia) wird routiniert verführt, die intimen Probeaufnahmen sind Teil des Spiels. Neun Monate später hat der gemeinsame Film das Tageslicht gesehen, „Der Tod ist kälter als die Liebe“ ist ein Erfolg in Cannes und Amir wird zum zickigen Star. Zu lange Nächte ohne den schönen jungen Mann machen Kant eifersüchtig und immer unleidlicher. Nach erbärmlicher Selbst-Erniedrigung muss er erleben, wie Amir wieder zu seiner Frau zurückkehrt.

Ozon, der sich mit seinen frühen „Tropfen auf heiße Steine“ (2000) als Fassbinder-Fan outete, nimmt die Konstellation von „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“, wandelt die Modemacherin in einen Regisseur und webt unübersehbare Hinweise zu Fassbinders Biografie ein. So setzt sich die Figur Amir aus dem tragisch entgleisten Schauspieler El Hedi Ben Salem („Angst essen Seele auf“, 1974) und dem langjährigen Partner Armin Meier („Deutschland im Herbst“, 1978) zusammen. Das größte Zitat ist der Auftritt von Fassbinders Muse Hanna Schygulla als bemüht liebevolle „Mutti“. Mit den knalligen Farben und der Ausstattung des Melodrams gibt „Peter von Kant“ Hommage und leidenschaftliches Liebesdrama, ist aber als Biografie weit entfernt von der Intensität und dem Gesamtblick von Oskar Roehlers „Enfant Terrible“ mit dem grandiosen Oliver Masucci.


Ein FILMtabs.de Artikel