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Jurassic World: Ein neues Zeitalter

USA 2022 (Jurassic World: Dominion) Regie: Colin Trevorrow, mit Chris Pratt, Jeff Goldblum, Bryce Dallas Howard, 146 Min., FSK: ab 12

Das Treffen der Helden von „Jurassic World“ mit den vorzeitlichen Figuren des 90er-Hits „Jurassic Park“ ist ein großer Spaß. Wenn dann noch Dinosaurier mit ihrer Action dazukommen, ist der Kassenhit fertig.

Schon wenn Cowboys im Schnee besonders große Rinder einfangen, ist das in 3D ein tolles Spektakel, denn gejagt werden zahme Saurier, die hier im Norden Amerikas weiden. Nebenan im Sägewerk müssen erst Riesen-Dinos geweckt werden, bevor die Arbeit weitergehen kann. Seit den Ereignissen des letzten Films „Jurassic World: Das gefallene Königreich“ (2018) im Dino-Reservat Isla Nublar leben die Urzeit-Riesen frei auf dem Festland, neben und zwischen den Menschen. Ging es früher in den Jurassic Parks und Welten ums Fürchten und Erschrecken, startet „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ mit immer wieder erstaunlichen Szenen des Miteinander.

Auch der Cowboy der Eingangsszene, der Dinosaurier-Experte Owen Grady (Chris Pratt), und seine große Liebe Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) leben friedlich in einer Blockhütte, soweit es der rebellische Teenager Maisie Lockwood (Isabella Sermon) erlaubt. Maisie ist allerdings ebenso im Visier übler Gestalten wie das süße Dino-Baby vom Velociraptor Blue. Dieser Killer-Dino, den Grady im ersten „Jurassic World“ (2015) zähmte, lebt auch in diesen Wäldern. Nach der Entführung beider Kinder beginnt eine Jagd rund um die Welt, die zum mysteriösen und mächtigen Biotech-Unternehmen namens Biosyn führt. Auch die riesigen Horror-Heuschrecken, welche die Welternährung bedrohen, hängen mit Biosyn zusammen. Fressen sie doch nur die Felder kahl, die nicht mit Biosyn-Produkten behandelt sind. Ein informierter Schelm, wer hier Glyphosat denkt.

Auf Madagaskar wird der erste Rettungsversuch zu einem Katz-und-Maus-Spiel mit tödlichen Sauriern: Die Schurken sorgen mit einer Kombination aus hochmoderner militärischer Laser-Kennung und animalischem Jagdinstinkt der Vorzeit für herrlich lange Verfolgungsjagden. Auf und ab, rein und raus aus alten Katakomben, quer durch die Gassen einer Altstadt sind ständig neue Raptoren hinter Owen und Claire her. Nach dem gelungenen Action-Mittelteil wird die gesamte Belegschaft zum Labor von Biosyn geflogen, das in einem weiten Dolomiten-Tal liegt. Selbstverständlich gibt es hier das neue, „jetzt bestimmt ganz, ganz sichere“ Saurier-Reservat, die Fortsetzung vom „Park“ und der „World“. Dort kommt es im letzten Drittel endlich zum Treffen mit den Alt-Stars aus „Jurassic Park“, die in einer Parallelhandlung eingesammelt wurden. Die Dino-Wissenschaftler Ellie Sattler (Laura Dern) und Alan Grant (Sam Neill) werden unterstützt von Ian Malcolm (Jeff Goldblum), der sich als intellektuelles Aushängeschild von Biosyn tarnt.

Als Steven Spielberg 1993 den „Jurassic Park“ nach einem Buch von Michael Crichton und David Koepp schuf, war schnell klar, dass hier eine Goldgrube entdeckt wurde. Sam Neill, Laura Dern und Jeff Goldblum sorgten für schauspielerische Substanz zwischen den digitalen T-Rexen. Eine wahre Dino-Lawine ging ab mit T-Rex T-Shirts, Spielfiguren und vielen Nachahmern. Bergab ging es allerdings auch mit den Folgefilmen. Innerhalb der „Jurassic Park“-Trilogie und dann vor allem mit „Jurassic World“, dem neuen Dino-Park mit Chris Pratt und Bryce Dallas Howard, wo amoklaufende Action vorherrschte.

Jetzt ist wieder Zeit für eine neue Generation Jurassic-Begeisterung und jede der vielen Filmminuten von Regisseur Colin Trevorrow liefert tolle Popcorn-Unterhaltung. Viele eindrucksvolle Kreaturen führen das Spiel vom Fressen und Gefressenwerden vor, ein amphibisches Biest auf einem zugefrorenen Stausee erweist sich als besonders fies. Bei all dieser digitalen Kreativität liegt der Clou von „Jurassic World: Ein neues Zeitalter“ allerdings im generations-übergreifenden Treffen der Hauptfiguren. So wie der T-Rex seit dem ersten „Jurassic Park“ Star der Dino-Welt ist, erweist sich Jeff Goldblum als unveränderte Attraktion unter den Zweibeinern. Da kann Chris Pratt so viel rennen, schlagen und schmunzeln wie er will. Goldblum wirkt wie ein „Culture Vulture“-Vampir völlig unverändert und bleibt zuverlässig stilvoll: Wer sonst würde in höchster Not als Zahlencode für ein verschlossenes Tor den Geburtstag von Miles Davis eingeben?

Neben dieser kulturellen Note im Feuerwerk der Unterhaltung überrascht auch der ökologische Schlusston: Da wird tatsächlich plädiert, jede Kreatur und jedes Leben auf dieser Welt zu würdigen, um das Gleichgewicht des biologischen Systems zu bewahren. Klingt nach Greenwashing, aber in vielen Kinos gibt es das Popcorn ja auch schon in Öko-Verpackung!


Ein FILMtabs.de Artikel