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Maixabel

E 2021 Regie. Icíar Bollaín mit Blanca Portillo, Luis Tosar, Urko Olazabal, 116 min

Über 50 Jahre lang beherrschte die baskische Untergrundorganisation ETA mit ihrem Terror die spanische Öffentlichkeit. Rund 830 Morde gehen bis ins Jahr 2011 auf ihr Konto. Dann legte die ETA ihre Waffen nieder. Doch das Ende der Gewalt war nur der erste Schritt. Viel wichtiger ist die Aufarbeitung, das Verheilen der Wunden – und das dauert bis heute an. Mit „Maixabel“ läuft in den deutschen Kinos ab dieser Woche ein Film an, der von diesem schwierigen Akt der Versöhnung erzählt. Die Witwe eines Erschossenen trifft auf die Täter.

Ein Café im baskischen Tolosa, ein Schuss, ein Toter – Die Attentäter wissen nicht, wen sie da erschossen haben. Juan María Jáuregui war sozialistischer Zivilgouverneur der baskischen Provinz Gipuzkoa. Auch nach dem Ausscheiden aus der Politik stand er auf der Todesliste der ETA.

Verantwortlich für den Anschlag waren drei Mitglieder des Kommandos Buruntza. 2001 wurden sie gefasst und drei Jahre später von einem Sondergericht in Madrid zu 39 Jahren Gefängnis verurteilt.

Aber Juan María Jáuregui war auch Vater einer Tochter – und Ehemann von Maixabel Lasa. Viele Jahre lebte er schon im Exil in Chile. In jenem Sommer 2000 besuchte er gerade seine Familie als er hinterrücks erschossen wurde.

Für Maixabel und ihre Tochter brach eine Welt zusammen. Während die Tochter das Trauma auch sechs Jahre später nicht verarbeitet hat, sucht Maixabel einen Abschluss, um ihr Leben weiterleben zu können. Sie willigt ein, einen der Mörder zu treffen.

Die Begegnung ist ein Akt der Befreiung für Maixabel. Doch Iciar Bollains Film zeigt nicht nur die Seite der Opfer. Sie setzt sich auch mit den Tätern auseinander. Ibon Etxezarreta hat den Kampf um die Unabhängigkeit des Baskenlandes nie aufgegeben. Für ihn scheint eine Aussöhnung undenkbar.

Das Aufeinandertreffen von Ibon und Maixabel ist der Kern der filmischen Aufarbeitung von Iciar Bollain. Die spanische Regisseurin arbeitete eng mit Maixabel Lasa zusammen, um ihre Geschichte zu erzählen. In ruhigen, konzentrierten Szenen erzählt sie von Schuld, Reue und Vergebung, vom schmerzhaften Aufeinander zu Gehen.

Auch nach dem Tod ihres Mannes ist Maixabel Lasa weiterhin politisch aktiv und setzt sich für die Opfer des Terrors der ETA ein. Als sich die Möglichkeit eines Zusammentreffens mit den Mördern bot, willigte sie ein, obwohl ihre damaligen Wegbegleiter davon abrieten. Sie setzt den Weg der Versöhnung fort, den sie gemeinsam mit ihrem Mann beschritten hatte. Der Film von Iciar Bollain setzt ihrem Kampf ein Denkmal, zeigt aber auch, dass der Weg der Aufarbeitung noch ein langer und beschwerlicher ist.


Ein FILMtabs.de Artikel