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Bis wir tot sind oder frei

D/CH 2019, R: Oliver Rihs, D: Marie Leuenberger, Joel Basman, Jella Haase, 119 min

Als Bankräuber und Ausbrecherkönig ziert Walter Stürm die Gazetten. Charmant und selbstverliebt windet er sich scheinbar aus jeder noch so misslichen Lage heraus. Eine gute Gallionsfigur für die Bewegung der jungen Schweizerinnen und Schweizer, die gegen das Establishment protestieren. Der Staat geht mit aller Härte gegen die Aufständischen vor, die Verhältnisse in den Gefängnissen sind desolat. Als Stürm mal wieder geschnappt wird und einsitzt, beschließt die Anwältin und Aktivistin Barbara Hug sein Mandat zu übernehmen. Zwischen Hug und Stürm entwickelt sich bald mehr als eine »rein geschäftliche Beziehung«. In den stürmischen Zeiten der frühen Achtziger Jahre passt ein Querulant wie Walter Stürm perfekt hinein. Oliver Rhis (»Schwarze Schafe«) zeichnet das Bild eines Außenseiters und nimmt sich einige Freiheiten bei der Interpretation der Geschichte. Joel Basman legt viel schauspielerische Energie in seine Verkörperung. Marie Leuenberger spielt die Anwältin zwischen Selbstzweifeln und Kampfeswillen. Hinzu kommt viel Zeitkolorit der wilden Achtziger zwischen Punks und Spontis, das auch kurz die deutsche Szene jener Zeit streift. Doch die Erzählung bleibt trotz zwei Stunden Lauflänge zu oberflächlich. Man bekommt kein Gefühl für den Menschen Stürm und entwickelt folglich wenig Verständnis für dessen Anziehungskraft auf Hug. Der gut ausgewählte Soundtrack und die Atmosphäre einer Ära des Umbruchs lohnen noch am ehesten die Zeitreise.


Ein FILMtabs.de Artikel