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Was tun

Deutschland 2021 Regie: Michael Kranz, 73 min

Als Michael Kranz das Mädchen sieht, verändert das etwas in ihm. Sie sitzt in einem roten Sari gehüllt auf einer Decke in einem kargen Raum, richtet den Blick in die Kamera und stellt Fragen: „Gibt es keinen anderen Weg für uns Frauen als den des Leides? Gibt es überhaupt einen Weg? Wer kann mir diese Fragen beantworten?“ Das 15-jährige Mädchen ist eine Prostituierte in den Slums von Bangladesch. Die Kamera hatte Regisseur Michael Glawogger in der Hand. Für sein dokumentarisches Triptychon „Whore‘s Glory“ besuchte der Österreicher „Ananda Nagar“, die „Stadt der Freude“, in der Kleinstadt Faridpur. Das war 2011. Was ist aus dem Mädchen geworden? Lebt sie noch? Hat sie Antworten auf ihre Fragen erhalten? Die Bilder lassen Michael Kranz nicht mehr los. Er will helfen, irgendetwas tun. Also reist er nach Bangladesch und macht sich auf die Suche nach ihr. Er findet eine Vielzahl von jungen Frauen, die in der Zwangsprostitution gefangen sind. Meist werden sie auf der Straße aufgegriffen und verkauft. Kranz spricht mit Kriminellen, die ihre Taten offen zugeben, mit Hilfsorganisationen, die das oftmals hilflos mit ansehen müssen. Mit Unterstützung von Freunden und einer Crowdfunding-Aktion gründet Kranz eine NGO und hilft dabei, eine Auffangstation für die Frauen zu errichten. All das begleitet er mit der eigenen Kamera. Sein Dokumentarfilm „Was tun“ entstand über viele Jahre und zahlreiche Besuche in Bangladesch hinweg. Das Essay setzt sich mit der eigenen Hilflosigkeit und dem Drang zu Helfen auseinander. Kranz ist sich aber durchaus auch seiner heiklen Position als „White Saviour“ bewusst. Als Zuschauer wird man Zeuge, wie sich sein Blick auf das Land und seine Menschen wandelt. „Was tun“ – bewusst ohne Frage- oder Ausrufezeichen versehen – bietet keine leichten Antworten dazu, was richtig oder falsch ist, aber es zeigt einen inspirierenden Ansatz, tätig zu werden.


Ein FILMtabs.de Artikel