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Das Mädchen mit den goldenen Händen

Deutschland 2021, Regie: Katharina Marie Schubert, mit Corinna Harfouch, Birte Schnöink, Peter René Lüdicke, 103 Min., FSK: ab 12

Gudrun mag keine Feiern. Und doch sorgt sie akribisch dafür, dass für ihren 60. Geburtstag alles perfekt ist. Die Rede, die ihre Tochter Lara vorbereitet hat, schreibt sie lieber selbst. Und auch ihr Mann Werner darf keinen Finger rühren. Die Tische stehen längst gedeckt in Reih und Glied im alten Herrenhaus, das einst ihr Zuhause war, ein Kinderheim, damals in der DDR. Doch das ist zehn Jahre her und das Haus steht lange leer. Als Bürgermeister Jens ihr gesteht, dass es an einen Investor aus dem Westen verkauft werden soll, geht Gudrun auf die Barrikaden.

Mit »Das Mädchen mit den goldenen Händen« schrieb und inszenierte die Schauspielerin Katharina Marie Schubert (»Ein Geschenk der Götter«) ihr bemerkenswertes Langfilmdebüt. Sie, die in Niedersachsen aufwuchs, erzählt von geplatzten Träumen und Enttäuschungen der Nachwendezeit. »Ich mag die Filme der neuen rumänischen Welle – Christian Mungiu, Radu Jude – und wie sie von den Überresten einer Diktatur aus der Sicht der Menschen erzählen.«

Aus deutscher Perspektive erschien es ihr schlüssig, die unverarbeitete Geschichte der Wende als Hintergrund zu wählen. Ein Thema, das bis in die Gegenwart reicht. »Der Film erzählt von einer Art seelischer Not, wie wir sie auch in der Pandemie erleben. Das alles ins Wanken gerät, was man für richtig oder für falsch gehalten hat. Gudrun hat sich in diese fixe Idee, dieses Kinderheim zu retten, verrannt und sie kann nicht mehr da raus. Darüber, was für Nöte und Verfestigungen da entstehen, darüber erzählt dieser Film und das gilt nicht nur für den Zusammenbruch des Sozialismus.«

Die Annäherung zwischen der kontrollsüchtigen Mutter und der Halt suchenden Tochter, davon erzählt Schubert in Szenen, die immer wieder überraschen. Getragen wird ihr Film von einer hervorragenden Besetzung: Von der überragenden Corinna Harfouch, deren Strenge ebenso überzeugt wie die zunehmende Überforderung, bis hin zu einem überzeugend aufspielenden Kleinstadtensemble, zu dem Jörg Schüttauf, Gabriela Maria Schmeide und Ulrike Krumbiegel gehören. Gedreht wurde »Das Mädchen mit den goldenen Händen« in Zeitz, Berlin und Leipzig, kurz bevor die Pandemie das Land zum Stillstand brachte.


Ein FILMtabs.de Artikel