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Gloria Mundi – Rückkehr nach Marseille

Frankreich, Italien 2019, Regie: Robert Guédiguian, mit Ariane Ascaride, Jean-Pierre Darroussin, Gérard Meylan, Anaïs Demoustier, 107 Min., FSK: ab 12

Robert Guédiguian ist mit Ken Loach einer der letzten Arbeiter-Regisseure. Die wunderbar berührenden Sozialdramen, die er seit fast vierzig Jahren meist in seiner Heimatstadt Marseille und mit seiner Ehefrau Ariane Ascaride, sowie Gérard Meylan und Jean-Pierre Darroussin dreht, sind so nah dran am echten Leben, wie kaum andere Filme. Dazu hat jeder dramatisches Potential, aus dem Hollywood mehrere Blockbuster machen würde.

Diesmal ist es Daniel (Gérard Meylan), der als alter Mann aus dem Gefängnis entlassen wird, um seine gerade geborene Enkelin Gloria zu sehen. Seinen Platz neben Sylvie (Ariane Ascaride) übernahm der Busfahrer Richard (Jean-Pierre Darroussin), der auch Daniels Tochter Mathilda (Anaïs Demoustier) neben der eigenen Aurore großzog. Das „Familienglück“ ist eigentlich ein Familienkampf ums wirtschaftliche Überleben: Sylvie putzt nachts auf Schiffen, Mathilda hasst ihren Job als Verkäuferin. Ihr Mann Nicolas kann den Kredit für den Luxuswagen nicht abzahlen, nachdem ihm brutale Diebe den Arm mit einem Baseball-Schläger brachen und er nichts mehr als Uber-Fahrer verdient. Nur Aurore und ihrem Mann Bruno geht es gut, weil sie die Ärmsten auf unverschämte Weise in ihren Pfandhäusern abziehen und mit selbstgedrehten Pornos dazuverdienen. Dazu hat Bruno eine seiner Affären mit der frustrierten Mathilda, die auf einen Posten als Geschäftsführerin in seinem nächsten Pfandshop hofft.

„Gloria Mundi“ ist ein großes Drama mit echten Menschen, sogar echt arbeitenden Menschen, über eine Welt, die keineswegs glorios ist. Die Straßenszenen sind quasi-dokumentarische Aufnahmen, der soziale Verfall des geliebten Marseilles wird immer mitgefilmt. Ein auf- und berührendes Meisterwerk von Guédiguian – wieder einmal.


Ein FILMtabs.de Artikel