« | Home | »

Macbeth (2021)

USA 2021 (The Tragedy of Macbeth) Regie: Joel Coen, mit Denzel Washington, Frances McDormand, Bertie Carvel, 105 Min.

Das Solo-Regiedebüt „Macbeth“ von Joel Coen ist mal ein Coen-Film, bei dem es nichts zu lachen gibt. Freude kommt trotzdem auf, bei der exquisiten Darstellerriege und der erlesenen Gestaltung.

Man könnte eine in der Art von „Fargo“ lustige Szene schreiben, in der die Frau (Frances McDormand als Frances) eines mit seinem Bruder erfolgreichen Regisseurs (Joel Coen als Joel) dem Gemahl im Stile der Lady Macbeth einflüstert, doch mal was Eigenes zu machen. Und sie selbst dann gleich prominent zu besetzen. Wie es zu dem ersten Coen-Solo überhaupt kam, interessiert aber eigentlich nicht. Wichtig ist, dass „Macbeth“ ein großer Wurf mit eigener Handschrift ist!

Schon die Hexen-Szene zum Auftakt erweist sich als cineastisches Festmahl im Gegensatz etwa zu Polanskis berühmtem Vorgänger von 1971 mit viel nackiger Maske und Hippie-Einflüssen, beeindruckt die zentrale Prophezeiung zum Schicksal des gerade siegreichen schottischen Lehensmannes Macbeth (Denzel Washington) durch Reduktion: Die bekannte britische Schauspielerin und Theaterregisseurin Kathryn Hunter spielt eine dunkle Hexe mit heftigen Verrenkungen, die anderen beiden kommen durch Schatten hinzu, bevor alle als digital getrickste Raben davonfliegen. Schwarzweiß ist übrigens der ganze Film (siehe der Coens „The Man Who Wasn’t There”, 2001), dazu im strengen, altmodischen Academy-Format fast quadratisch.

Zuhause macht eine eiskalte Lady Macbeth (Frances McDormand, auch Koproduzentin) dem schlaffen Gatten mit Shakespeares fein geschliffenen Dialogen kräftig Druck, doch zuerst den großzügigen König und dann gleich wahnsinnig viele andere Konkurrenten umzubringen. Der Rest ist nicht Schweigen, sondern feinste Schauspielkunst. Denzzzzel versucht sich gar nicht erst an schottischem Dialekt, er ist in Artikulation und gestischen Manierismen lange er selbst und dann im überwältigenden Wahn nur noch großartig. Coen beließ es beim Originaltext, kürzte aber kräftig ein.

Auch Lady Coen, vulgo: Frances McDormand, hat schöne Szenen. Doch bemerkenswerter ist die gemeinsame Arbeit von Setdesign und Kamera (Bruno Delbonnel): Die kunstvollen Kulissen und Kameraideen werfen harte Schatten wie im Expressionistischen Film. Das Schloss ist eher eine reduzierte Idee, eine Skizze des Gebäudes, denn ein Abbild. Perfekte Umgebung für ein starkes und kurzweiliges Stück Theaterverfilmung, das ganz weit weg von der Bühne ist.

Kinostart ab 26. Dezember in vereinzelten Kinos, nicht in unserer Region. Ab 14. Januar auf Apple TV+


Ein FILMtabs.de Artikel