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The Matrix Resurrections

USA 2021, Regie: Lana Wachowski, mit Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss, Yahya Abdul-Mateen II, 148 Min., FSK: ab 16

Matrix-Reboot als Liebesfilm

Was war das Einzigartige an „Matrix“? Fragt sich ein krampfhaft bunt zusammengewürfeltes Kreativen-Team, das für den Konzern Warner gezwungenermaßen einen vierten Teil entwickeln soll. Unter ihnen der legendäre Spiele-Designer Thomas Anderson (Keanu Reeves), der nur durch die tägliche blaue Pille davon abgehalten wird, seine Schein-Existenz zu erkennen. Sich zu erinnern, dass er selbst der Held Neo seines Spieles ist. Zum Song „White Rabbit“ von Jefferson Airplane („One pill makes you larger, And one pill makes you small“) setzt diese grandiose Sequenz selbstreferentiell und kongenial die legendäre „Matrix“-Trilogie fort.

Während andere Neustarts und Fortsetzungen sich meist mit dem Ballast des Kultstatus schwertun, reflektiert „Matrix“ raffiniert und witzig die eigene Situation, den ganzen nachträglich reingedichteten philosophischen Überbau und sogar den Druck des Konzerns Warner, unbedingt doch noch den nie beabsichtigten vierten Teil zu machen. „The Matrix Resurrections“, die späte Fortsetzung von „Matrix“ (1999) und den ersten Fortsetzungen „Matrix Reloaded“ (2003) sowie „The Matrix Revolutions“ (2003), ist lange ein Arthouse-Film über einen Actionfilm-Erfolg.

Ein neues, junges Rebellen-Team und ein anderer Morpheus holen Neo nach einigen Auseinandersetzungen zurück in den Kampf gegen die Maschinen. Laurence Fishburnes Morpheus und wird in „Matrix: Resurrections“ von Abdul-Mateen II ersetzt. Und der Kampf durch die Liebe. Denn die Matrix und der Film „Matrix 4“ leben durch die – wortwörtliche – Energie nicht eines Einzelnen, sondern eines messianischen Paares. Liebe ist hier nicht nur die Kraft der Veränderung: Wunderbar zynisch erklärt der Gegner/Psychiater (Neil Patrick Harris) während einer grandios gedehnten Verkehrung des berühmten Bullet Time-Zeitraffers, dass liebende Menschbatterien viel mehr Strom generieren.

Weitere „Game-Changer“ sind für SciFi-Fans faszinierende neue Figuren und Techniken, dazu hat sich die Mentalität geändert: Die Rebellen kooperieren teilweise mit den bedrohlichen Maschinenwesen der Trilogie. „Matrix: Resurrections“ betont letztlich, dass alles möglich sei – Neo und Trinity könnten den Himmel mit Regenbogen bemalen. Also ist auch Wandel möglich – wohl die unzeitgemäß hoffnungsvolle Kernaussage dieser intelligenten Action-Kreatur.

Neben aller Filmhistorie ist die ganze „Matrix“-Geschichte ein faszinierendes Gender-Spiel: Heute firmieren die Schwestern Lana Wachowski und Lilly Wachowski als Regisseurinnen. Zum Zeitpunkt der Trilogie hießen sie Andy beziehungsweise Larry Wachowski und galten als Männer. Theorien über Männer- und Frauen-Filme könnten nach diesem Geschlechterwechsel der Regie-Stars etwas durcheinandergeraten. Oder das Genre der Transgender-Action neu entwickelt werden.

Lana Wachowski beweist, dass sie immer noch Visionäres auf die Leinwand bringen kann. Die Action zitiert sich eher selber, ist aber generell nicht mehr so wichtig. Keanu Reeves lässt seine berüchtigte Lässigkeit in die alte und neue Rolle einfließen. Zum Wandel gehört auch, dass beim legendären großen Sprung diesmal nicht Neo, sondern Trinity (Carrie-Anne Moss) für eine Überraschung sorgt. Bekannt kommen einem nicht immer wieder die kurzen „Déjà-vu“ aus „Matrix 1-3“ vor. Déjà-vu heißt übrigens die Katze von Andersons Psychiater. Max Riemelt bekannt aus der Wachowski-Serie „Sense8“ spielt einen der Rebellen. Tom Tykwer, ansonsten auch schon mal Ko-Regisseur der Wachowskis versorgte die Musik mit.


Ein FILMtabs.de Artikel