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Die Zähmung der Bäume

GE/CH/D 2021, R: Salomé Jashi, 92 Min.

Zwei Sattelschlepper rollen durch die Nacht, Zentimeter für Zentimeter im fahlen Licht der Scheinwerfer. Sie schleppen einen stillen Riesen, der mehr als 100 Jahre zählt, ein gigantischer Baum, gezähmt durch Menschenhand. Hintendrein sorgt ein Bagger mit seinen Stahlzähnen dafür, dass die kostbare Fracht nicht den Abhang herunter rauscht. In den Wipfeln der Bäume ringsum knackt und knarzt es als sich der Riese seinen Weg durch die Schneise schlägt. Drumherum stehen zahlreiche Menschen, auf deren Gesichtern Ehrfurcht, Wut und Trauer auszumachen ist. Ehrfurcht vor dem Schauspiel, Trauer über die mutwillige Entwurzelung des in vielen Augen Totgeweihten und Wut dem gegenüber, der all das zu verantworten hat. Der ehemalige Premierminister von Georgien, ein Milliardär, der die fixe Idee hatte, einen Nationalpark zu errichten und aus jeder Ecke des Landes Bäume und Tiere herbeizuschaffen. Eine Demonstration der Macht und ein absurdes Schauspiel, das die Regisseurin Salomé Jashi eindrucksvoll mit ihrer Kamera einfing. Die Reise der Bäume erzählt ohne jedweden Kommentar viel über die soziale Ungerechtigkeit im Land.


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