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Who’s Afraid of Alice Miller?

Schweiz 2020 Regie: Daniel Howald 101 Min. FSK: unbekannt

„Das wahre ‚Drama des begabten Kindes‘“ war in Buchform die Antwort des Therapeuten Martin Miller auf den Bestseller „Das Drama des begabten Kindes“ seiner berühmten Mutter und Psychoanalytikerin Alice Miller (1923-2010). Diese Dokumentation folgt nun dem großen alten Mann, der sich weiterhin an seiner Kindheit abarbeitet, zu den Wurzeln der jüdischen Familientragödie in Polen. Zum Auftakt schockt die Diskrepanz zwischen literarischer Verteidigung des Kindes und den Schlägen, die der eigene Sohn Martin täglich durch den Vater erlitt. Erst mit über 60 Jahren hat Martin Miller erfahren, dass er das erste halbe Jahr seines Lebens bei einer Freundin der Mutter gelebt hat, weil die Mutter ihre Dissertation schrieb. Hier präsentiert der Protagonist den ganzen Schmerz seiner Kindheit, heult bei TV-Interviews der Mutter. Die von Katharina Thalbach gelesenen Briefe der Alice Miller adressieren den Sohn auf vernichtende Weise, vergleichen ihn gar mit Hitler. Der Film bezieht klar Position für Martin, höchstens die ehemalige Freundin der Mutter, Irenka Taurek, schweigt manchmal vielsagend zu den Vorwürfen. Als in den Aufzeichnungen ein Mann mit dem Namen des Vaters auftaucht, der jüdische Flüchtlinge erpresst hat, wird es ein sehr spekulativer Krimi. Wobei die Reise nach Polen und die Begegnung mit Menschen, die Dokumente der Judenverfolgung archivieren, doch etwas Empathie für das Schicksal selbst des schlagenden Vaters hervorruft.


Ein FILMtabs.de Artikel