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The Father

Großbritannien, Frankreich 2020 Regie: Florian Zeller, mit Anthony Hopkins, Olivia Colman, Imogen Poots, 97 Min. FSK ab 6

Der Schmerz des schleichenden Verlusts, wenn ein Familienmitglied an Alzheimer oder Demenz erkrankt, wurde in den vergangenen Jahren bereits einige Male auf die Leinwand gebracht. Sarah Polley lehnte ihr berührendes Drama „Away from her“ an eine Kurzgeschichte von Alice Munro an. David Sieveking erzählte vom Verlust seiner Mutter in dem schmerzhaft persönlichen Dokumentarfilm „Vergiss mein nicht“. Der Franzose Florian Zeller schildert den geistige Zerfall nun aus der Subjektiven und adaptierte sein Theaterstück „Der Vater“ für die Leinwand. Dabei wird die Krankheit auch für Außenstehende regelrecht spürbar. Sein Protagonist Anthony (Anthony Hopkins) ist ein distinguierter älterer Herr, der allein in seiner weitläufigen Wohnung lebt. Von seiner Tochter Anne (Olivia Colman) wird er liebevoll umsorgt. Doch sie kann sich nicht immer um ihn kümmern und sucht daher eine Pflegekraft. Bislang scheiterte jede Kandidatin an der herrischen Art des Hausherrn, der sich nicht in seinem Frieden stören lassen will. Für Anthony wird die Welt um ihn herum immer verwirrender. Er leidet zunehmend unter Aussetzern und wird zum Fremden in seiner eigenen Umgebung. Wie Zeller den Zustand der Degeneration in Bilder und Atmosphäre umsetzt, ist zutiefst verstörend. Durch die subjektive Betrachtung der Welt durch Anthonys Augen werden wir hineingezogen in einen Strudel aus Verwirrung und Misstrauen. Die gewohnten Muster einer filmischen Erzählung werden aufgelöst und dem Zuschauer so die Orientierung genommen. Einziger Anker bleibt Anthony, der selbst immer mehr den Halt verliert. Sir Anthony Hopkins, der für seine Leistung mit 83 Jahren seinen zweiten Oscar erhielt, verkörpert ihn in jedem Moment überzeugend und hat in Olivia Colman eine ebenbürtige Anspielpartnerin.


Ein FILMtabs.de Artikel