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Der Rausch

(Druk) DK 2020, Regie: Thomas Vinterberg mit Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Lars Ranthe, 117 min

Sicher, es wäre möglich Thomas Vinterbergs Film losgelöst von seiner eigenen persönlichen Tragödie zu betrachten. Und doch ist sie eng verknüpft mit dem Film und er wäre anders geworden, hätte ihm das Schicksal zu Beginn der Dreharbeiten nicht jenen schweren Schlag versetzt. Seine 19-jährige Tochter Ida kam bei einem Autounfall ums Leben als sie auf dem Rückweg von Paris war. »Der Rausch« sollte ihr Film werden, eine Feier des Lebens, im Zentrum jenes Gefühl des Jungseins, wenn die Welt einem offen steht. Sogar eine zentrale Rolle hatte er für sie vorgesehen. Als das Unvorhersehbare hereinbrach, wollte Vinterberg abbrechen. Am Ende ist es den Beteiligten, allen voran seinen Hauptdarstellern zu verdanken, dass »Der Rausch« dennoch entstand. Trotz der Tragödie bestärkten sie Vinterberg weiterzudrehen und am Ende entstand vielleicht ein anderer Film, dessen Grundgedanke aber mehr denn je spürbar ist.

Ausgangspunkt ist eine Männerfreundschaft und eine fixe Idee: Martin (Mads Mikkelsen) und seine Freunde sind angeödet von ihrem Leben und dem Job als Lehrer. Um ihr Potential auszureizen, testen sie eine Theorie des norwegischen Philosophen Finn Skarderund. Demnach soll ein Mensch mit einer halben Promille Alkohol im Blut zu geistigen Höchstleistungen im Stande sein. Das Resultat ist verblüffend, doch die Folgen sind unvorhersehbar, sobald der Geist einmal aus der Flasche ist. Vinterberg und Tobias Lindholm, die bereits das oscarnominierte Pädophilie-Drama »Die Jagd« gemeinsam mit Mads Mikkelsen inszenierten, führen ein furchtloses Ensemble in den Abgrund. »Der Rausch« zeigt die erhebende und zerstörerische Kraft, die in der Volksdroge steckt, glänzend gespielt, unsentimental erzählt, vibrierend inszeniert und pulsierend vor Leben. Seiner Tochter Ida widmete Vinterberg den Film und den Oscar für die beste Regie bei der Verleihung im März.


Ein FILMtabs.de Artikel