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Mare of Easttown / Sky *****

Von einer unscheinbaren Kleinstadt-Geschichte zu Hochspannung in fünf (bislang zugänglichen) Folgen! Selten war eine Spannungskurve so steil wie in der siebenteiligen Miniserie „Mare of Easttown“ von Sky!

Die Kleinstadtpolizistin Mare Sheehan (Kate Winslet) tritt nicht besonders freundlich oder sozial verträglich auf. In einfachem T-Shirt und Jeans kümmert sie sich um kleine „schäbige Diebstähle und Einbrüche“, wie sie selbst sagt. Als junge Großmutter kümmert sich Mare um einen kleinen Jungen, der bedenklich nervös mit dem Auge zuckt. Dass sie so gut wie nie lächelt, mag daran liegen, dass viele ihr Versagen bei der Suche nach einem verschwundenen Mädchen vorwerfen. Vor allem deren Mutter, eine Schul- und Sportfreundin Mares. Und das in einem Dorf, in dem Jeder Jeden kennt – wenn sie nicht sogar miteinander verwandt sind. Bei oft unerfreulichen oder gar gewalttägigen Familienverhältnissen.

In ihrer nicht besonders aufregenden Arbeit zeigt die Polizistin Mare keine gesteigerte Begeisterung. Statt den Verdächtigen fängt sie sich bei einer lahmen Verfolgung einen angeknacksten Knöchel ein. Der begleitende Streifenpolizist kann kein Blut sehen. Wie die Badezimmer sind die meisten Handlungsorte nicht auf Hochglanz poliert. Das alles sollte in der ersten Folge nicht abschrecken, die für eine Krimi-Serie standesgemäß mit einer Leiche endet: Eine sehr junge Mutter, die kurz zuvor von der neuen Freundin des Vaters zusammengeschlagen wurde, wird nackt im Fluss gefunden. Als in Folge Zwei ein weiteres Mädchen verschwindet, nimmt Mare Sheehan die alten Ermittlungen wieder auf.

Es ist ein weiter Weg von der jungen Gallionsfigur im Super-Erfolg „Titanic“ zur überarbeiteten Dorfpolizistin mit Depressionen. Kate Winslet spielt ganz und gar unprätentiös, aber gibt dennoch selbst einer wenig schillernden Rolle viel Ausstrahlung und Persönlichkeit. Das überrascht nicht, wenn man das unfassbare Spektrum dieser Ausnahme-Schauspielerin nur teilweise verfolgt hat: Als anstrengende Freundin Jim Carreys in „Vergiss mein nicht“, als KZ-Aufseherin in „Der Vorleser“, als verführte Verführerin in „Holy Smoke“, als Landschaftsplanerin von Louis XIV in „Die Gärtnerin von Versailles“ und als schöne Rächerin in „The Dressmaker“ – um nur einige zu nennen. So verwundert in „Mare of Easttown“ auch nicht die komische Nebengeschichte, dass trotz aller Widerspenstigkeit viele Männer an ihr interessiert sind.

Nun bestimmt Kate Winslet auch als ausführende Produzentin in „Mare of Easttown“ eine ungewöhnliche Krimi-Serie, die mit der ungeschönten und genauen sozialen Zeichnung öfters an skandinavische Vorbilder erinnert. Winslet wird in der vielfältig interessanten Geschichte von einem breiten Figuren-Ensemble begleitet: Der Ex-Ehemann wohnt noch im Gartenhaus und heiratet bald wieder. Ein Cousin und Priester betrinkt sich mit der Mutter in der Küche. Doch im Zentrum der außergewöhnlich vielschichtigen Geschichte bleibt Mare Sheehan, die den Selbstmord ihres übel drogensüchtigen Sohnes verdrängt und Therapie verweigert. Davon ausgehend gewinnt das Drama von Folge zu Folge atemberaubend an Spannung, bringt noch einen echten Serienkiller ins Spiel und erinnert zeitweise sogar an „Twin Peaks“ mit dem Schicksal von Laura Palmer. Selten sah man ein so gleichmäßig interessantes Ensemble und selten so viel Steigerung in der Spannung über die Serie hinweg. Eine unbedingte Empfehlung nicht nur für Freunde exzellenter Krimis.

„Mare of Easttown“ (USA 2021), sieben Episoden je ca. 60 Min., Regie: Craig Zobel, mit Kate Winslet, Julianne Nicholson, Jean Smart, 92 Min., FSK: keine Angabe

Immer freitags um 20.15 Uhr in Doppelfolgen auf Sky Atlantic sowie auf Sky Ticket und über Sky Q auf Abruf.


Ein FILMtabs.de Artikel