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Der Boandlkramer und die ewige Liebe / Amazon Prime Video

Föderalismus und Multikulti des deutschen Films gebären immer wieder seltsamen Stilblüten von unterhalb des Weißwurst-Äquators. „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ ist so ein Stück Heimat- und Kasperle-Theater mit erstaunlich prominenter Besetzung. Der letzte Film des 2020 verstorbenen Regisseurs Joseph Vilsmaier („Herbstmilch“, „Schlafes Bruder“, „Comedian Harmonists“) greift eine Figur aus Vilsmaiers Kinofilm „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ des Jahres 2008 auf. Michael Bully Herbig gibt den Boandlkramer, was auf bayerisch der personifizierte Tod ist. Genauer, der für die Menschen Unsichtbare, der die Toten mit seinem Pferdekarren abholt und je nach Lebens-Ranking in die Hölle oder ins Paradies bringt.
Als diese „lebloseste Wesen unter den Leblosen“ sich in Gefi (Hannah Herzsprung) verliebt, gerät diese Ordnung durcheinander. Ihren Sohn Maxl lässt der liebestrunkene Boandlkramer leben, einen Herzsbrecher bringt er in den Himmel, um Liebes-Tipps zu bekommen. Und mit dem Teufel (Hape Kerkeling) geht er einen Deal ein, um sichtbar zu werden.
Probleme mit der Jenseits-Bürokratie, Slapstick auch mit katholischen Zeremonien – das mag der Humor der Fünfziger sein, in denen Adenauer gerade die letzten Kriegsgefangenen freikauft. Die Idee zur Volks-Komödie stammt von Michael Bully Herbig („Der Schuh des Manitu“, „Wickie und die starken Männer“). Wenn ein sehr aufgeschwemmter Hape Kerkeling als Teufel eine Musicaleinlage hinlegt oder wenn Stan Laurel und Oliver Hardy vom Boandlkramer tragikomisch imitiert werden, lässt sich auch jenseits der Schenkelklopfer schmunzeln.

„Der Boandlkramer und die ewige Liebe“, (BRD 2019), Regie: Joseph Vilsmaier, mit Michael Bully Herbig, Hape Kerkeling, Hannah Herzsprung, 87 Min., FSK: ab 6


Ein FILMtabs.de Artikel