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Tilo Neumann und das Universum / TVNow ****

In der Mitte seines Lebens und ganz am Boden kann der mäßig motivierte Lehrer Tilo Neumann (Christoph Maria Herbst) nur noch auf die beschlagnahmten Drogen seiner Schüler zurückgreifen. Viel Alkohol, Gras und auch LSD lassen den geschiedenen und frustrierten Zyniker ein Licht sehen und eine Stimme hören. Am nächsten Morgen verkatert über der Kloschüssel ist es eher düster, doch eine freundliche weibliche Stimme (Elena Uhlig) hört Tilo immer noch. Was zu viel Verwirrung und zu einem Deal mit dem allgegenwärtigen Wesen führt: Wenn Tilo ab jetzt seinen Mitmenschen hilft, wird die Stimme ihm helfen und in einem Jahr und elf Monaten soll alles wieder gut sein. Dummerweise zeigte die tolle neue Serie Tilo gleich zu Anfang genau nach einem Jahr und elf Monaten völlig besoffen auf einer Parkbank. Und ausgerechnet der schwer erträgliche jüngere Guru, der bei Tilos Frau einzog, kommt ihm zu Hilfe.

Christoph Maria Herbst („Stromberg“) als Mann der Stimmen hört, als deutscher Mel Gibson („Was Frauen wollen“) oder als Reminiszenz an „Mein Freund Harvey“, einem eingebildeten Hasen. Das ist schon mal eine klasse Idee. Dazu sprudelt „Tilo Neumann und das Universum“ nur so über von sehr witzigen Ideen, etwa dass im Radio immer der passende Song zur aktuellen Lebenssituation läuft – ganz ohne Alexa. Die Stimme hilft auch als Schlüsselfinder, Terminkalender, Humor-Beraterin und füllt Duschgel nach.

Herbsts Tilo ist zwar beratungsresistent, aber mit etwas Opportunismus bereit zum Gutmenschentum. Die Serie begnügt sich nicht nur mit diesem Vergnügen und gibt der Hauptfigur auch tragische Tiefe. Das erinnert in kurzen Episoden an die geniale britische Serie „After Life“ mit Ricky Gervais. Das Spiel mit drei Erzählebenen (was Tilo erzählt, was eigentlich passiert ist, was sonst passiert wäre) vollendet den rundum gelungenen Spaß mit Tiefgang.

„Tilo Neumann und das Universum“, (BRD 2021), Regie: Julian Pörksen, mit Christoph Maria Herbst, Elena Uhlig, Christina Große, acht Folgen à 25 Min.


Ein FILMtabs.de Artikel