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The United States vs. Billie Holiday / Video on Demand

„Mein Lied ‚Strange Fruit‘ erinnert sie daran, wie sie uns umbringen.“ Dieser Satz macht die neue Film-Biografie zur legendären afroamerikanischen Sängerin Billie Holiday bedeutend für unsere Zeit des „Black Lives matter“. Der Rest von „The United States vs. Billie Holiday“ ist eher mittelmäßig. Auch bei klasse Ausstattung und Kamera, toll interpretierten Songs sowie gutem Spiel der Soulsängerin Andra Day, die für einen Oscar nominiert ist.

In den 1930er Jahren begann die steile wie wechselhafte Karriere Billie Holidays (1915 – 1959). Sie ist ebenso berühmt für Evergreens wie „All of Me“, „Solitude“, „Lady Sings the Blues“ und „Strange Fruit“, wie für ihre gewalttätigen Partner und Drogen-Eskapaden, die sie umbrachten. Holiday starb an einer Leberzirrhose.

Die Filmhandlung beginnt Ende der 1930er-Jahre, zur Zeit der Rassentrennung in den USA: Billie Holiday (Andra Day) ist eine der erfolgreichsten Jazzsängerinnen der Welt. Doch ihr brutaler Manager und Ehemann drängt sie immer wieder, den Protestsong „Strange Fruit” nicht, wie vom Publikum gefordert, als Finale zu singen. Die „seltsamen Früchte“ (engl.: strange fruit) sind die Leichen gelynchter Schwarzer, die vor allem im Süden der USA in den Bäumen hängen. Männer der Regierung befürchten einen Aufruhr um das brennende Thema Lynchmorde, doch hinterhältig wollen sie den „Lady Day” genannten Star über ihren Drogenkonsum aus dem Verkehr ziehen. Selbst Billies Partner lässt sich nun von den Agenten kaufen, um sie zu verraten. Interessanter wird die Handlung mit dem schwarzen Bundesagenten Jimmy Fletcher (Trevante Rhodes), der mit Undercover-Einsatz für Verhaftung und Gefängnis-Aufenthalt der Sängerin sorgt. Er wird von seinen weißen Kollegen gefeiert, doch reumütig kehrt er zu Holiday zurück und verliebt sich in sie.

„The United States vs. Billie Holiday“ von Regisseur Lee Daniels („Precious“) zeigt die letzten zwölf Lebensjahre der Künstlerin und basiert auf der teilweise erdichteten Autobiografie Holidays, „Lady Sings the Blues“, die sie ab 1956 verfassen ließ. Aber vor allem auf dem Buch „Chasing the Scream: The First and Last Days of the War on Drugs“ von Johann Hari, das die Rolle der Regierung im „Krieg gegen die Drogen“ als institutionellen Rassismus interpretiert.

Herzzerreißend sind jedoch die konkreten Momente grausamen Rassismus‘. Etwa wenn der Star Holiday nur den Dienstboten-Aufzug benutzen darf – was der ebenfalls schwarze Liftboy durchsetzen muss. Und vor allem in der gewagtesten und stärksten Szene des Films, wenn Holiday Jimmy auf einem Heroin-Trip in eine Kindheit mitnimmt, die von Lynchmorden und Missbrauch geprägt ist. Im konventionellen Rest lässt sich schillernde Ausstattung genießen und vor allem großartige Songs, neu interpretiert von der gut spielenden Soulsängerin Andra Day. Bei den Golden Globes wurde sie als beste Drama-Hauptdarstellerin ausgezeichnet, für einen Oscar ist sie nominiert.

„The United States vs. Billie Holiday“ (USA 2020), Regie: Lee Daniels, mit Andra Day, Trevante Rhodes, Garrett Hedlund, 130 Min., FSK: ab 16

Ab 23. April digital zum Kauf erhältlich.
Ab 30. April digital zum Leihen und ab 14. Mai auf Blu-ray/DVD


Ein FILMtabs.de Artikel