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Bliss / Amazon Original

Realität oder Traum? Diese Doppelung ist bei Werken der Traumfabrik Film äußerst beliebt – siehe „Brazil“, „Öffne die Augen“ („Abre los ojos“, Alejandro Amenábar mit Penelope Cruz) oder „Matrix“. Wie im letzteren die Wahl zwischen der roten und der blauen Pille fällt, so bekommt Greg (Owen Wilson) plötzlich die Gelegenheit, mit blauen Kristallen einer elenden Realität zu entfliehen. Der Angestellte ist nach Scheidung ohne Wohnung und bekommt vom ekligen Chef die Kündigung mitgeteilt. Worauf dieser auch noch unglücklich fällt und Greg als vermeintlicher Mörder fliehen muss. In einer Bar trifft der Verzweifelte auf die seltsame Isabel (Salma Hayek). Diese heftig tätowierte Frau mit spanischem Akzent vermittelt ihm, dass die ganze Umgebung mit all den unangenehmen Menschen nicht real sei. Durch ein Fingerschnipsen könne sie Dinge und Personen umkippen oder wegwischen! Was allerdings nur dank gelber Kristalle vom Dealer funktioniert.

Das Spiel mit dem Kerngedanken einiger ganz großer Filme – und der Menschheit überhaupt – erinnert in „Bliss“ anfangs an Klassiker wie Stanislaw Lems „Der futurologische Kongreß“ (verfilmt mit Robin Wright): Eine mit Drogen oder anderen Chemikalien erzeugte Bewusstseins-Folie hilft, krasse Klassenunterschiede zu erhalten. Denn nach den blauen Kristallen erwacht Greg in einer sonnendurchfluteten Traumwelt wie aus dem Ferien-Katalog. Wobei die Perversion diesmal darin liegt, dass verwöhnte Bewohner Utopias sich in einer besseren Zukunft per Simulation ins Elend stürzen, damit sie ihr bevorzugtes Leben wieder zu schätzen wissen. Das könnte vom Grundgedanken Philipp K. Dick („Bladerunner“) sein. Doch ohne Witz, zu dem der gut besetzte Owen Wilson sehr gut fähig wäre, zieht der moderate Science-Fiction sein „One trick pony“ wenig raffiniert durch. Das bald sichtbare Drama eines Drogenabhängigen packt auch bei den Rettungsversuchen seiner Tochter nicht richtig. Man vermisst weitere originelle Ideen, die das Denken auf den Kopf stellen. So hat der Philosoph Slavoj Žižek als Hologramm die beste Szene des Films, wenn er erklärt, dass die Hölle das wahre Paradies sein könne: Dort würde man immer Party feiern. Allein wenn ein Besucher von „oben“ käme, würde man kurz die üblichen Höllenqualen nachspielen.


Ein FILMtabs.de Artikel