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Ma Rainey’s Black Bottom / Netflix

Der letzte Film des früh verstorbenen Darstellers Chadwick Boseman („Black Panther“) spielt 1927, ist aber bei aller beschwingten Blues-Musik (Branford Marsalis!) ein erschreckend aktuelles Drama um Diskriminierung von Afro-Amerikanern. Titelfigur dieses hervorragend umgesetzten Kammerspiels im Tonstudio ist die „Mutter des Blues“, die legendäre Ma Rainey (Viola Davis). Während sie ihre weißen Produzenten in Chicago mit deftiger Grandezza zappeln lässt, streiten sich die Studiomusiker um die Richtung des nächsten Stücks. Die uralte Diskussion zwischen etwas Innovativem und dem „Wir haben es schon immer so gemacht“. Vor allem der ehrgeizige Kornettist Levee (Chadwick Boseman) will Veränderung. Doch statt seines flotten, tanzbaren Solos soll der stotternde Neffe von Ma ein Intro sprechen.
Man merkt „Ma Rainey’s Black Bottom“ schnell das Theater als Ursprung an. Der zweifache Pulitzer-Preisträger August Wilson schrieb es als Teil einer Serie von zehn Stücken, die jeweils einem Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gewidmet sind. 2016 inszenierte Denzel Washington bereits „Fences“, ebenfalls mit Viola Davis. Selbstverständlich läuft auch jetzt das Verhältnis von Weißen und Schwarzen mit, das Thema bleibt hochaktuell. Eine der horrenden Geschichten von Gewalt und Unterdrückung ist Bosemans Solonummer, die allein den ganzen Film lohnt. „Ma’s“ viele weiteren Qualitäten lassen spüren – wie Daniel Kothenschulte in der Frankfurter Rundschau schrieb – dass wir nicht nur das Kino vermissen, sondern auch das Theater.

„Ma Rainey’s Black Bottom“ (USA 2020), Regie: George C. Wolfe, mit Viola Davis, Chadwick Boseman, Glynn Turman, 95 Min., FSK: keine Angabe


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