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Du hast das Leben vor dir / Netflix

Aachen. Mit der dritten Adaption des berühmten Romans „Du hast das Leben noch vor dir“ von Romain Gary gibt Regisseur Edoardo Ponti seiner 86-jährigen Mutter eine wunderbare Rolle. Die anrührende Figur einer Holocaust-Überlebenden, die sich in Bari um die Kinder von Prostituierten kümmert, macht die Legende Loren zur Kandidatin für einen dritten Oscar.

Madame Rosa (Sophia Loren) verdient ihren Lebensunterhalt mehr schlecht als recht damit, dass sie Kinder von Prostituierten betreut und großzieht. Ausgerechnet der 12-jährige senegalesische Waisenjunge Momo (Ibrahima Gueye) soll nun einziehen, dabei hat er ihr doch kurz vorher auf dem Flohmarkt eine Tasche mit Silberleuchtern geklaut.

Sophia Loren („Hochzeit auf Italienisch“ 1964, „Prêt-à-Porter“ 1994) strahlt mit ihrem echten Gesicht ohne große Manipulationen immer noch eine enorme Präsenz aus. In „Du hast das Leben vor dir“ legt sie sogar eine vorsichtige Tanzeinlage mit dem Transvestiten hin. Auch der heftige Dialekt in der Originalfassung ist ein Vergnügen. Die vor allem rührende Geschichte über das ungewöhnliche Zusammentreffen eines kleinen Flüchtlings, einer traumatisierten Dame und eines arabischen Immigranten ist der aktuelle Netflix-Hit in Italien. Kein Wunder, denn auch im Hintergrund gibt es eine Familiengeschichte: Regisseur Edoardo Ponti ist der Sohn von Loren und ihres langjährigen Partners und legendären Produzenten Carlo Ponti. Dazu für Kenner noch die aufregende Literaturgeschichte um den 1975 unter Pseudonym erschienenen Roman und fertig ist ein Medien-Ereignis. Der reizvoll in der Hafenstadt Bari fotografierte Film lohnt sich mit seinen interessanten Charakteren und guter Besetzung aber auch einfach so.

„Du hast das Leben vor dir“ („La vita davanti a sé“, Italien 2020), Regie: Edoardo Ponti, mit Sophia Loren, Ibrahima Gueye, Renato Carpentieri, 94 Min., FSK: keine Angabe





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