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Was wir wollten / Netflix

Alice (Lavinia Wilson) und Niklas (Elyas M’Barek) bauen bis an die Grenze der seelischen und finanziellen Belastbarkeit an ihrem Familienglück. Die Arbeiten zum Einfamilienhaus sind im vollen Gange, aber auch die vierte künstliche Befruchtung hat nicht funktioniert. Beide wohlsituierte Menschen gehen liebevoll, sogar humorvoll mit der Situation um. Ein neuerlicher Urlaub in Sardinien soll Spannungen lösen. Als allerdings im Ferienhäuschen nebenan zwei laute Kinder und ihre ebenso penetranten Eltern stören, lösen sich auch Frustrationen und Aggressionen. Dass der frühere Urlaub, nicht weit entfernt auf dem Camping-Platz, glücklicher war als dieser im Ferien-Häuschen, führt zur Frage, was zum Glück nötig ist: Ein Haus, ein Kind?

Regisseurin Ulrike Kofler gelingen in ihrem einfühlsamen Drama „Was wir wollten“ sehr feine Beobachtungen. Etwa auf die leicht laufenden Schubladen und die automatischen Heckklappen, die perfekt funktionieren … so wie man es sich für‘s eigene Leben wünscht. Wie es bei Alice und Niklas nicht reibungslos klappt, machen vor allem der unglaublich vielfältige Ausdruck von Lavinia Wilson („Deutschland 89/86“) und das exakt passende Spiel von Elyas M’Barek („Fack ju Göhte“) interessant. Der ruhige Stil des Spielfilms erinnert zeitweise an die exakte Reduzierung der „Berliner Schule“: Es wird nicht übermäßig gesprochen, die Gefahr eines blöden Spruchs ist dabei groß. Aber Kofler, die bislang Cutterin bei einigen bekannten Filmen („Wilde Maus“) war, umschifft diese Fallen. Im Problem-Genre des deutschen Urlaubsfilms erzählt sie eine nicht einfache, aber bemerkenswert sichere Geschichte. Mit einem im Gegensatz zur Berliner Schule sehr bewegenden Finale.

„Was wir wollten“ (Österreich 2020), Regie: Ulrike Kofler, mit Lavinia Wilson, Elyas M’Barek, 93 Min., FSK: ab 12


Ein FILMtabs.de Artikel