« | Home | »

The Booksellers

USA 2020 Regie: D.W. Young 99 Min.

Der wunderbare Dokumentarfilm „The Booksellers“ hat ein großes Problem: Ein Film, der dem Buch eine Hymne singt – das Zielpublik wird also gerade lesen und wird auch dann lesen, wenn es ins Kino gehen sollte. Eine Hymne dem Buch und den Menschen, die Bücher über alles lieben.

Regisseur D.W. Young macht uns mit der Szene der New Yorker Buchsammler und -sammlerinnen bekannt. Die Menschen, die er vorstellt, sind jeder für sich äußerst faszinierend. Mal seltsam, mal skurril, mal verträumt, mal spinnert, aber immer besonders. Einer der vielen Interviewpartner charakterisiert diesen Menschenschlag treffend: Er hätte noch nie einen angeberischen Buchsammler oder -händler kennengelernt. Im Gegensatz zu den Menschen, die teure Gemälde sammeln. Das Verhältnis zum Buch sei ein sehr privates.

Da gibt es die drei – mittlerweile sehr reifen – Schwestern, die das Geschäft vom Vater übernommen haben. Ohne dass dieser sie jemals dazu gedrängt hätte. Während ihr Geschäft floriert, müht sich ein anderer mit großformatigen Folianten ab, schleppt sie immer wieder zu Buchmessen und meist auch wieder zurück. Man ahnt es: Die meisten dieser Sammler möchten ihre Bücher meist selbst behalten. Es sind durchgehend echte Typen, die dieser Leidenschaft fröhnen. Da ist der mit einer der größten privaten Sammlungen der Welt, der nach seinem Tod alle Objekte seiner „Wunderkammer“, zu der auch ein lebensgroßer Satellit gehört, wieder dem Kreislauf des Handels zukommen lassen will. Seine mehrere zehntausenden Bücher sind übrigens nur nach Größe sortiert! Eine Sammlerin, die lange Jahre weibliche Autorinnen überhaupt ins Bewusstsein des Antiquarischen brachte, hat jetzt schon Teile ihrer Bibliothek einer Universität überlassen.

So verschieden die Menschen, so unterschiedlich sind auch ihre Sammelgebiete. Einer spezialisierte sich auf Autographen und Widmungen. Ein anderer will genau das, bei dem die meisten die Nase rümpfen oder irritiert wegschauen. Wir hören von einem legendären Bücher-Scout, der auf allen Wohnungsauflösungen immer schon da war, wenn die anderen kommen. Und, so sehen wir zum Ende hin, es sind nicht nur alte Leute, die mit alten Büchern handeln. So erzählt „The Booksellers“ nicht nur anekdotisch, zeigt nicht nur Bilder die selber Lust aufs Stöbern und Blättern machen, diese Dok-Perle ist mit dem größeren Erzählfaden selbst eine Enzyklopädie einer besonderen Leidenschaft.


Ein FILMtabs.de Artikel