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Gott, du kannst ein Arsch sein!

BRD 2020 Regie: André Erkau, mit Sinje Irslinger, Max Hubacher, Til Schweiger, Heike Makatsch 98 Min. FSK ab 6

Til Schweiger als Pfarrer in der deutschen Kopie von „Das Schicksal ist ein mieser Verräter” … klingt nicht sehr überzeugend. Doch „Gott, du kannst ein Arsch sein!“ macht aus seiner filmgemäß harmlosen Krebs-Geschichte ein harmloses Jugendfilmchen für die geringeren Ansprüche.

Sehr amerikanisch verklemmt und weltfremd plant Steffi (Sinje Irslinger) ihren ersten Sex auf der Abschlussfahrt in Paris. Doch dann kommt der 16-Jährigen eine Krebsdiagnose dazwischen – selbst mit Chemotherapie hat sie nur noch ein paar Monate zu leben. Während sie weiterhin den ganzen Film über das strahlende Leben ohne einen Hauch von Schmerzen sein wird, rebelliert sie gegen den Behandlungsplan der Mutter (Heike Makatsch). Mit dem Zirkusartisten Steve (Max Hubacher), ein deutscher Ryan Gosling, bricht sie mit geklautem Auto auf und aus. Mama und der verpeilte Papa (Til Schweiger) fahren hinterher.

Im Schnelldurchgang Schnaps trinken, ein Tattoo machen lassen und mit einem Jungen schlafen – das ist die „Bucket List“ der braven Steffi. Nicht bedauern, was man nicht gemacht hat, sondern feiern, was man erlebt hat, so lautet die Lehre aus den bunten Bildchen, die zwischendurch wie eine Autowerbung aussehen. „Gott, du kannst ein Arsch sein!“ ist vor allem viel Oberfläche, selbst der versiffte Zirkus-Wohnwagen sieht poliert versaut aus. Und dass kerngesunde, strahlend schöne Menschen plötzlich eine tödliche Krankheit haben, ist sehr Hollywood.

Inspiriert vom gleichnamigen Buch mit der wahren Geschichte von Stefanie Pape, aufgeschrieben von Frank Pape, präsentiert der Film von André Erkau („Das Leben ist nichts für Feiglinge“, „Happy Burnout“) alles lauwarm: Nicht zu viele Gefühle, lieber positive als traurige. Ein wenig Action nach einem Tankstellenklau. Ab und zu richtig witzige und schlagfertige Dialoge, aber auch furchtbares Deutsch wie „den Unterschied machen“. Auch die Besetzung überzeugt nicht: Sinje Irslinger wirkt als Steffi nur lieb und niedlich. Der Steve, Max Hubacher, verdient eine vielschichtigere Rolle. Heike Makatsch zeigt, was richtig gutes Schauspiel hier hätte leisten können. Til Schweigers Besetzung sollte ein Witz sein und ist schlapper: In „Knockin’ on Heaven’s Door“ von Thomas Jahn und 1997 war er der Wilde, der mit dem Todkranken zum Meer ausgebrochen ist. Nun gibt es einen flapsigen Hinweis, dass nicht alle Krebskranken ans Meer wollen! Wenn Til Schweiger für den raffiniertesten Moment des Films sorgt, sagt das viel über den mäßigen Rest.


Ein FILMtabs.de Artikel