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Der letzte Mieter

D 2018, R: Gregor Erler, D: Matthias Ziesing, Wolfgang Packhäuser und Pegah Ferydoni, 97 min, FSK 16

Dietmar (Wolfgang Packhäuser) hat sein halbes Leben in der Mietwohnung in einer Berliner Wohngegend verbracht. Jetzt will der neue Besitzer sanieren. Die anderen Mieter sind schon ausgezogen, aber Dietmar weigert sich. Die Bauarbeiten rücken näher, Strom und Wasser werden eingeschränkt – Der schmierige Makler Franke (Moritz Heidelbach) lässt keinen Trick unversucht, um den Alten aus der Wohnung zu kriegen. Davon bekommt Dietmars Sohn Tobias (Matthias Ziesing) Wind, der selbst eine nicht unwesentliche Rolle in Franke Plänen spielt. Als die drei in der Wohnung aufeinandertreffen, eskaliert die Situation. Der Plot von Gregor Erlers Regiedebüt ist schnell umrissen und doch passiert hier wenig nach deutschen Produktionsstandards. Statt eines üblichen Betroffenheitsdramas hat Erler mit »Der letzte Mieter« einen bemerkenswerten, beinharten Genrefilm inszeniert – und das nahezu vollkommen unabhängig. »Der letzte Mieter« ist durch die Hilfe vieler Freunde und Kollegen zustande gekommen. Das kommt der Handlung zu Gute, die sich abhebt von gängigen »Tatort«-Mustern und in kein Korsett passt, mit Themen wie Verdrängung und Entmietung aber am Puls der Zeit ist. Kammerspielartig spitzt Erler die Handlung zu, hin zum imposanten, überraschenden Finale. Die Darsteller überzeugen, allen voran Seriendarsteller Matthias Ziesing (»SOKO Leipzig«) in der Rolle des in die Ecke gedrängten Protagonisten Tobias. Die Kamera von Moritz Reinecke fängt die Enge des Raums und die Textur des Abrisshauses stimmungsvoll ein. Gregor Erler, der mit seinen Kurzfilmen und Musikvideos Erfahrungen und vor allem Kontakte sammelte, inszenierte einen bemerkenswerten, packend erzählten Gentrifizierungs-Thriller aus Berlin, dem man sein schmales Budget nicht ansieht.


Ein FILMtabs.de Artikel