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Wir beide

Frankreich, Luxemburg, Belgien 2019 (Deux) Regie: Filippo Meneghetti, mit Barbara Sukowa, Martine Chevallier, Léa Drucker 96 Min. FSK ab 6

Sie sind seit 20 Jahren ein Liebespaar – teilweise parallel zur schlechten Ehe von Madeleine. Nun leben Nina (Barbara Sukowa) und „Mado“ (Martine Chevallier), nur durch den Hausflur getrennt, fast zusammen. Und die beiden Damen in den Siebzigern träumen davon, nach Rom zu ziehen, wo ihre Liebe begann. Doch Mado traut sich nicht, den erwachsenen Kindern von ihrer lesbischen Beziehung zu erzählen. So verpasst sie die letzte Gelegenheit etwas Wichtiges auszusprechen. Denn nach einem Schlaganfall kann Mado nicht mehr sprechen.

Nina sitzt plötzlich wieder in ihrer schon fast leergeräumten Wohnung (was wie Film-Expressionismus aussieht) und kann nicht bei der geliebten Person auf der anderen Seite des Flurs sein. Sie hat zwar den Schlüssel zu der Wohnung, in der sie gemeinsam gelebt haben, aber eine Pflegerin (Muriel Bénazéraf) betreut nun die alte Frau. Heimlich schleicht die energische Deutsche sich nachts in die Nachbarwohnung, sabotiert die Arbeit der einfältigen Hilfskraft. Doch als Tochter Anne (Léa Drucker) in alten Fotos die Nachbarin entdeckt, eskaliert die Situation. Mado wird in ein unbekanntes Pflegeheim abtransportiert.

In seinem Spielfilmdebüt erzählt der italienische Regisseur Filippo Meneghetti eine bewegende Geschichte um scheinbar immer noch unmögliche gleichgeschlechtliche Liebe. Dass eine lesbische Beziehung zum Beispiel von der Pflegerin derart dumm abweisend betrachtet wird, ist im kulturellen Elfenbeinturm heutzutage etwas schwer zu glauben, aber dass alte Homos und Lesben noch von Pflegeeinrichtungen angenommen werden müssen, ist durchaus ein Problem. Barbara Sukowa und Muriel Bénazéraf jedenfalls spielen das schöne Paar in sehr schwieriger Lage hervorragend. Besonders die Sukowa als deutsche „Madame Dorn“ ist stark in ihrer verzweifelten Wut, mit einem deutschen Dialekt, der direkt etwas Insistierendes hat. Regisseur Meneghetti verlässt sich allerdings nicht auf diese starken Gefühle. Der Film konstruiert äußere Spannungsmomente hinzu, die vielleicht nicht nötig gewesen wären. Einige Nacht-Szenen sind sehr expressiv inszeniert. Eine (alp-) traumhafte Ebene um eine Baumallee am Wasser, Raben und eine Rettung wirkt etwas abgehoben und übertrieben.


Ein FILMtabs.de Artikel