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Snorri & der Baby-Schwimmclub

ISL 2019 (DIVE: Rituals in Water) Regie: Elín Hansdóttir, Anna Rún Tryggvadóttir, Hanna Björk Valsdóttir, 73 Min.

Was den Mut für unkonventionelle Ideen anbetrifft, ist man uns in Island stets um Längen voraus. Althergebrachte Mechanismen werden hier überdacht und neu definiert. Ideen werden ins kalte Wasser geworfen, um zu sehen, ob sie schwimmen. Snorri Magnússon ist ein Gefühlsmensch. Sein natürlicher Instinkt im Umgang mit Säuglingen treibt ihn voran und machte ihn in den Neunziger Jahren zu einem beispiellosen Revolutionär in der frühkindlichen Erziehung. Er wirbelt sie durch die Luft, stellt sie aufrecht auf seine Handflächen, taucht sie unter Wasser und albert hemmungslos mit ihnen herum. Daneben die besorgten Eltern, die ihrerseits lernen zu vertrauen und ihr Kind zu verstehen. Mehr als 7.000 Säuglinge und ihre Eltern hat er so bereits bereichert in die Welt geschickt und verblüfft mit seiner Arbeit immer wieder Wissenschaftler und Verhaltensforscher. Die Stunden in dem runden Wasserbassin inmitten der Natur Islands sind etwas ganz Besonderes. Das macht der Dokumentarfilm von Elín Hansdóttir, Anna Rún Tryggvadóttir und Hanna Björk Valsdóttir unmittelbar bewusst. Er erinnert daran, dass wir über das erste Lebensjahr und darüber, was in dem Kopf eines Babys vor sich geht, immer noch viel zu wenig wissen. Ihr Film beschäftigt sich nur am Rande mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wenn man den Kindern beim Schwimmen, Tauchen, Planschen zusieht, erkennt man auch so, dass es ihrer Natur entspricht und sie eine große Freude dabei empfinden. Verblüffend ist dabei, wie natürlich und überhaupt nicht ihrem Alter entsprechend sie reagieren, wenn er sie fordert und fördert. Ein faszinierender filmischer Einblick, der zwar hier und da redundant wirkt, aber die Herzen jedes Menschen öffnen wird, ob mit eigenem Nachwuchs oder nicht.


Ein FILMtabs.de Artikel