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Dunkel fast Nacht

(Ciemno, prawie noc) PL 2019, Regie: Borys Lankosz mit Magdalena Cielecka, Marcin Dorocinski, Rafal Mackowiak, 114 Min., FSK ab 16

Schon die Zugfahrt zurück ist ein Albtraum mit rüpelhaften Reisenden, quängelnden Kindern, Grimassen und Karikaturen. Die Journalistin Alicja Tabor kehrt widerwillig in ihre Heimat zurück. Dort ist für sie nichts mehr, außer dem leeren Haus ihrer Familie. Die Nächte sind unruhig, geprägt von den Albträumen der Vergangenheit. Einer gewalttätigen Mutter, einer liebevollen Schwester, die plötzlich verschwand. Tagsüber ermittelt Alicja das mysteriöse Verschwinden von drei Kindern. Die familiären Abgründe, die sie in dem von sozialer Degeneration geprägten, ehemaligen Bergbaugebiet erlebt und die Feindlichkeit, mit der man ihr begegnet, vermischen sich mit den Spuren der Vergangenheit zu einem albtraumhaften Trip durch die Zeitebenen. Regisseur Borys Lankosz wechselt hier mit nahezu jeder Szene das Genre, folgt den Fährten der Geschichten, die die polnische Autorin Joanna Bator in ihrem Roman streut. Mal Krimi, mal Geistergeschichte, bis hin zum ausgewachsenen Horror: Lankosz fordert viel vom Zuschauer und verliert zunehmend die Kontrolle über die Vielzahl an Fäden, die seine Handlung durchziehen. Sucht man darin Halt, fühlt man sich schnell verloren. Lässt man sich allerdings auf die expressionistischen Bilderwelten von Marcin Koszalka ein und verliert sich in der unheilvollen Atmosphäre, die Kriegsgräuel und das Grauen der Gegenwart miteinander verwebt, findet man ausdrucksstarkes, einzigartiges polnisches Kino.


Ein FILMtabs.de Artikel