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Skin

USA 2018 Regie: Guy Nattiv, mit Jamie Bell, Danielle Macdonald, Vera Farmiga, Bill Camp, Mike Colter 118 Min. FSK ab 16

Mit Rechten reden ist ein Thema. Rechte wieder auf den rechten Weg bringen, das ist in „Skin“ eine andere, heftige Geschichte. Großartig gespielt, klasse inszeniert, klug analysiert, wirkt es doch etwas komisch, einen geläuterten Täter zu feiern und die Opfer namenlos zu lassen.

Bryon Widner (Jamie Bell) passt mit seinen rechten Tätowierungen wie die Faust ins Gesicht dieser Truppe von amerikanischen Neonazis der „White Power“-Bewegung, die in ihrem Hass sogar zwei gleichermaßen völkisch gesinnte, weiße Mädchen von der Bühne grölen. Und doch verteidigt Bryon die Kinder gegen einen noch ekelhafteren Nazi. Es dauert etwas, während wir in harten Szenen Nazis bei der Paarung, beim Rassistisch sein und beim Tätowieren erleben, bis sich immer mehr Zweifel in Bryon regen. Die Liebe zu Julie (Danielle Macdonald), der Mutter der kleinen Sängerinnen, die bereits aus der rechten Szene ausgestiegen ist, trägt dazu bei. Die mutige Gegenwehr des afro-amerikanischen Menschenrechtsaktivisten Daryle (Mike Colter), der die Nazi-Gruppe beobachtet, ebenfalls. Als Bryon bei einem der Überfälle der Verbrecher einige Flüchtlinge vor dem Tod durch Verbrennen rettet und dafür fast umgebracht wird, wechselt er die Seiten.

Ein schwerer Schritt, wie die monatelange, äußerst schmerzhafte Entfernung der rechtsradikalen Tätowierungen mit dem Laser zeigt. Vorher machte „Skin“ über die Anwerbung eines jungen Nachfolgers für Bryon klar, wie mit pervertierten Familienstrukturen verlorene Kinder und Jugendliche eingefangen werden. Und in einer extrem brutalen, gnadenlosen Umgebung aufwachsen. „Ma“ (Vera Farmiga) und „Pa“ (Bill Kamp) nennen sich die Zieheltern, die ihre „Kinder“ aber problemlos gegeneinander aufhetzten und töten.

Diese Truppe ist dumm, voller Hass und vor allem gnadenlos mit allen, die ihrer Meinung nach nicht in das erst kürzlich weiß kolonialisierte Nordamerika gehören. „Skin“, der ersten US-Spielfilm des Israeli Guy Nattiv, ist dagegen eigentlich sehr gnädig mit Bryon – nur sein Hund wird im spannenden Finale umgebracht. Der schwarze Junge, den der Nazi zu Anfang fast umgebracht hat, taucht nur noch mal in einem Albtraum auf. Der Täter, der übrigens vom bekannten Jamie Bell („Rocketman“, „Billy Elliot – I Will Dance”) großartig gespielt wird, bekommt eine recht komfortable Möglichkeit zum Ausstieg. Der schwarze Aktivist Daryle Jenkins (Mike Colter) wird erst im Abspann richtig gewürdigt. Da sieht man auch die echte Figur und den echten Bryon Widner. Vor und nach der inneren und äußeren Wandlung. Und aus der Sicht von Jenkins ist wieder ein vom Hass Geretteter tatsächlich eine tolle und großartige Geschichte. Die übrigens schon 2011 in der Dokumentation „Erasing Hate“ (den Hass ausradieren) behandelt wurde.


Ein FILMtabs.de Artikel